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05.02.2004 (GWUP) - Bei seinen Darbietungen sagt Uri Geller nie im Voraus, was er machen wird. Sein Vorgehen ist opportunistisch: Er nutzt jede Gelegenheit, bei der irgendetwas passiert, um sich die Verursachung selbst zuzuschreiben oder sich als "Vermittler" für Kräfte anderer darzustellen.

Klassische Zaubertricks selbst sind nur ein kleiner Teil des Ganzen. Er bedient sich einer großen Zahl möglicher Tricks und nutzt den, der in der Situation den besten Erfolg verspricht. Wenn das nicht geht, tut er auch mal nichts. Das ist ihm lieber, als Spuren zu hinterlassen. Es gibt schon aus den 1970er Jahren Bücher [Marks/Kammann, Randi s. News-Meldung vom 04.02.2004], die sein Vorgehen gut beschreiben. An der grundsätzlichen Vorgehensweise hat sich wenig geändert. Der zentrale Punkt ist immer: Er legt sich nie im Voraus fest, was er wann macht, bewegt sich wie ein Wirbelwind, um sich jeglicher Kontrolle zu entziehen und nimmt opportunistisch jede günstige Gelegenheit wahr, um einen Effekt herbeizuführen.

Die Angaben unten, sofern sie konkret die SternTV-Sendung vom 28.1.04 betreffen, sind als sehr wahrscheinlich einzustufen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die tatsächlichen Tricks hiervon abweichen. Viele der Techniken eignen sich zum selbst Ausprobieren, auch für Schulklassen.

Löffelbiegen

 Von den vielen Möglichkeiten seien hier zwei der wichtigsten genannt. Am berühmtesten ist die Methode, mit dem er Löffel in beide Richtungen mehrfach vorbiegt, bis es an einer Stelle eine Sollbruchstelle gibt. Diese Prozedur kann für Ungeübte lange dauern, aber mit einem weicheren Löffel kann man das in 10 Minuten schaffen. Dies wurde beispielsweise durch Geller in der SternTV-Sendung in einer Aufzeichnung aus London am Anfang der Sendung gezeigt. Diese Methode nutzt er nur, wenn er die Gelegenheit hat, einen Löffel für eine bestimmte Zeit zu entwenden, um ihn etwa in der Garderobe oder auf der Toilette zu präparieren. Diese Gelegenheit hatte er in der SternTV-Sendung offenbar nicht, und deshalb fehlte dieser Effekt.

Eine weitere Methode, die auch leicht erlernbar ist, ist der Biegegriff. Dazu braucht man nur einen kurzen Augenblick, während man die Zuschauer durch irgendetwas anderes ablenkt. Der Effekt wird dann oft erst später gezeigt, indem durch eine geschickte und langsame Sichtbarmachung des bereits gebogenen Löffels der Eindruck erweckt wird, der Löffel biege sich erst jetzt.

Natürlich ist nicht auszuschließen, dass Geller inzwischen auch andere Methoden nutzt, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Uhren zum Gehen bringen

 Dies ist eigentlich kein Trick. Geller nutzt nur einfach die Tatsache, dass alte Uhren, die längere Zeit gelegen haben und wieder hervorgeholt werden, bei diesem Vorgang unweigerlich geschüttelt und erwärmt werden und so wieder zumindest eine Zeitlang gehen. Dies kann jeder leicht selbst ausprobieren. Je nach Bedingungen werden zwischen 30 und 80 Prozent der Uhren, sofern nicht notwendige Uhrenteile fehlen, wieder gehen. Schon in den 1970er Jahren [siehe Marks/Kammann] zeigten Versuche, dass eine nachträgliche Kontrollgruppe ohne Geller ähnliche und teils bessere Ergebnisse erzielte.

Kompass bewegen

Hierzu benötigt man versteckte starke Magneten. Die eigentliche Handhabung der Magnete kann selbst oder durch einen Komplizen geschehen. Bei der SternTV-Sendung war es am wahrscheinlichsten, dass er diese Magnete im oberen Körperbereich versteckt hatte. Ein zweiter Kompass (zur Kontrolle) hätte genügt, den Magneten aufzuspüren. Der in der Sendung vermutlich fest auf dem Tisch angebrachte Kompass war für Geller sehr hilfreich, weil dadurch verhindert wurde, dass dieser Kompass zur Aufspürung des Magneten an Gellers Körper hätte genutzt werden können.

Zeichnung anfertigen

Hier nutzt Geller mindestens 4 verschiedene Methoden, je nachdem, was ihm am günstigsten erscheint.

  1. Der Kandidat zeichnet mit einem Block, Geller ist nicht dabei. Hier versucht Geller nachträglich an den Block zu kommen, um den Abdruck für eine Rekonstruktion zu nutzen.
  2. Der Kandidat zeichnet zum Beispiel eine große Zahl auf Papier, aber Geller sieht von der Ferne zu. Hier ist er einfach in der Lage, die Zahl durch die Handbewegungen zu erraten.
  3. Der Kandidat und Geller sind in einem Raum, Geller wendet sich ab, der Kandidat zeichnet auf Papier. Hier findet Geller eine Gelegenheit zuzusehen, ohne dass es der andere merkt. Das ist sehr wahrscheinlich das, was vor der Sendung mit Günter Jauch passierte. Da aber kein Dritter dabei war, ist eine klare Aussage unmöglich.
  4. Geller kommt nach dem Zeichnen an den verschlossenen Umschlag heran und kann dessen Inhalt inspizieren (siehe Marks/Kammann).


Hierzu kann man sich in der Literatur zur Mental-Zauberkunst informieren.

Hebetrick

Die Handpyramide ist bei diesem Hebespiel überhaupt nicht nötig. Es kommt lediglich darauf an, dass vier Personen koordiniert und gleichzeitig anheben, etwa nachdem einer laut bis 3 gezählt hat. Jeder hebt bei einer 100 kg schweren Person nur 25 kg, pro Hand sind es 12,5 kg. Einfach selber ausprobieren. Der anfängliche erfolglose Versuch, die Person anzuheben, ist ein Ablenkungsmanöver: Es funktioniert nicht, weil nicht koordiniert und gleichzeitig gehoben wird.


Diverse opportunistische Vereinnahmungen

Eine beliebte Masche von Geller ist es, Dinge für sich zu reklamieren, die ganz natürlich passieren. Ein berühmtes Beispiel ist das "Anhalten" der Uhr von Big Ben. Im Fernsehen nutzt er die Statistik der großen Zahlen. So müssten bei 4 Millionen Zuschauern statistisch gesehen in jeder Minute einer SternTV-Sendung etwa 60 Glühbirnen kaputtgehen, wenn man annimmt, dass pro Zimmer eine Birne brennt und dass eine Birne eine Lebensauer von 1000 Stunden hat. Auch bei nur 1 von 1000 Ereignissen, wie das Fallen eines Löffels vom Fernseher, sind es immerhin 4000 solcher Fälle. Da dazuhin eine große Zahl der Uhren nach Schütteln und Erwärmen zumindest vorübergehend wieder geht, sind 53.000 Anrufe kein Wunder. Es wäre vielmehr ein Wunder, wenn nichts geschehen würde! Man sieht hierbei: Was die anrufenden und geladenen Zuschauer berichten, muss noch nicht einmal falsch sein: Solche Ereignisse müssen einfach aufgrund der großen Zuschauerzahl passieren. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, wie notorisch unzuverlässig Augenzeugenberichte sind, unabhängig davon, ob es SternTV-Zuschauer oder Universitätsprofessoren sind.

Die Beweislast

Es ist nicht Aufgabe der Kritiker zu beweisen, dass alle Effekte Gellers natürlicher Art sind. Dies wäre auch unmöglich. Wenn Geller die Option offenhalten will, dass er übersinnliche Kräfte hat, dann ist er in der Beweispflicht. Entgegen seinen Angaben hat er dies bisher nicht zeigen können. Die einzige seriöse Veröffentlichung zu diesem Thema mit positivem Ausgang ist die von Targ und Puthoff in Nature, und hier sind methodische Mängel festgestellt worden, so dass eine Verifizierung unabdingbar wäre. (Es ging bei diesem Experiment nur um außersinnliche Wahrnehmung: Seine vermeintlichen psychokinetischen Fähigkeiten hat er nie in wissenschaftlichen Tests demonstriert!). Geller lehnt aber solche wissenschaftlichen Tests ab, auch wenn sie von ihm wohlgesonnenen Wissenschaftern aus der Parapsychologie durchgeführt werden würden. Warum? Er könnte durch einen Beweis ja nur gewinnen. Die nahe liegende Antwort ist: Ihm ist offenbar klar, dass er einen solchen Test nicht bestehen würde.


Schluss

Ich bedauere sehr, dass SternTV keine Zeit eingeräumt hat, diese interessanten Fragen bei der Sendung am 04.02.2004 anzusprechen. Diese Seite soll dazu dienen, vor allem auf diese nicht gestellten Fragen einzugehen.

Danksagung: Vielen Dank an Wolfgang Hund, Ray Hyman und James Randi für ihre Informationen, die in diesen Text eingeflossen sind. Ein Tribut hier auch an Werry Geissler, der in den 1970er Jahren für Geller-Aufklärung sorgte, und an David Marks und Richard Kammann für ihre Aufklärungsarbeit zum gleichen Thema.

Amardeo Sarma

 

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