Prognosencheck 2010

kristallkugelProminente Todesfälle, Naturkatastrophen und das sportliche Ereignis des Jahres - die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika - haben die diesjährigen Prognosen beherrscht. Michael Kunkel von wahrsagercheck.de hat sie wie immer gesammelt und ausgewertet. Was ihn und wahrscheinlich die meisten Wahrsager überrascht hat, ist die starke tierische Konkurrenz für Astrologen, Nostradamusdeuter und ihre Kollegen - wir sagen nur: Paul! Die GWUP-Meldung vom 15.12.2010 fasst wie immer die wichtigsten Ergebnisse des diesjährigen Prognosenchecks zusammen. Im folgenden geben wir detailliertere Informationen zu einzelnen Punkten. Diese Informationen bieten wir Ihnen auch zusammengefasst als PDF-Datei an

 

Die Prognosen und ihre Herkunft

2010 wurden ca. 110 Prognosetexte und Webseiten von über 60 namentlich bekannten Auguren ausgewertet. Auf manchen Webseiten findet sich dabei eine Vielzahl von Prognosen (bei dem erwähnten Medium Nikki Pezaro sind es weit über 200), hinzu kommen noch einige Prognosetexte von kommerziellen Astrologieseiten bzw. aus astrologischen Almanachen, die nicht namentlich gekennzeichnet sind. Die Gesamtzahl der überprüften Prognosen ist nicht exakt ermittelbar, da die Formulierungen eine exakte Abgrenzung einzelner Aussagen häufig nicht zulassen.

Die Prognosen stammen überwiegend aus dem Internet (ca. 70 %), aus Zeitungen, Zeitschriften und aus Büchern (z.B. „Nostradamus 2010" von Manfred Dimde, „Huters Astrologischer Kalender 2010" oder Wendezeit 2010-2012 von Claude Weiss und Alexandra Klinghammer).

 

 

Wie wird ausgewertet?

Die Auswertung der Prognosen geschieht unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Prognose. Hier gilt eine einfache Regel: Je genauer die Prognose, desto überraschender wäre auch ihr Eintreffen. Eine datumsgenaue Prognose (wie die eines katastrophalen Erdbebens in San Francisco) wäre eine absolute Sensation, aber bisher gingen alle derart genau formulierten Prognosen daneben. Bei den weithin üblichen, schwammigen Aussagen ist es für den Prognostiker hingegen leicht, im Nachhinein einen Treffer hineinzudefinieren. Hinzu kommt, dass sich viele Prognosen alleine durch jährlich wiederkehrende Ereignisse zu bestätigen scheinen. So gibt es jedes Jahr Wirbelstürme in der Karibik, Überschwemmungen zur Monsunzeit in Indien und Bangladesh, Lawinen in den Alpen oder Waldbrände in Kalifornien. Mit einer solchen Prognose hat der Astrologe oder Wahrsager also immer Recht – und dies macht die Prognose wertlos.

 

Bei Prognosen für einzelne Ereignisse ist die Wahrscheinlichkeit, einen Treffer zu erzielen, wesentlich höher. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Voraussagen zur Fußball-WM 2010. Wirklich erstaunlich wäre es natürlich gewesen, falls jemand tatsächlich den Verlauf des Turniers richtig vorausgesagt hätte, aber dies war – wie üblich – nicht der Fall. Stattdessen umfassten die Weltmeisterprognosen überwiegend jene Nationalteams, die bereits vorab zu den Favoriten gezählt wurden, und zu denen auch Spanien gehörte. Da bei solchen Prognosen in der Regel dem eigenen Team ein möglichst gutes Abschneiden vorausgesagt wird, dürften zumindest einige spanische Astrologen und Hellseher auf das richtige Siegerteam gesetzt haben.

 

Die Qualität der einzelnen Prognosen

Einige Prognosen sind klar und deutlich formuliert, und der Inhalt ist bezüglich Ort, Zeit und Art des vorausgesagten Geschehens hinreichend abgegrenzt. Solche Prognosen sind damit auswertbar. Z.B. folgende (falsche) von Nikki Pezaro:

Mount St. Helens will erupt again.

Die exakteste Prognose für 2010 lieferte – wie im Vorjahr - Thomas Ritter. Der Reiseunternehmer, der Reisen zu indischen Palmblattbibliotheken (dort soll das gesamte bisherige und zukünftige Wissen der Menschheit abgelegt sein – ein Esoterikmärchen, das verschiedene Besucher durch ihre Berichte bereits häufiger entmystifiziert haben) organisiert, will aus diesen folgendes herausgelesen haben:

 

In Deutschland kann es im Sommer des Jahres 2010, in jener Zeit, wenn viele Menschen ihren Jahresurlaub nehmen, zu Anschlägen kommen. Diese Anschläge werden Vimanas (Flugzeugen – Anm. Th. Ritter) gelten. Sie werden mit Himmelspfeilen (Raketengeschossen – Anm. Th. Ritter) angegriffen. Dies soll in der dritten Woche des siebten Monats und der zweiten Woche des achten Monats in zwei großen Städten Deutschlands geschehen. Zum einen in der Hauptstadt des Landes und zum anderen in der Stadt, die als Hauptstadt des Geldhandels gilt (Berlin und Frankfurt/Main -Anm. Th. R.). Hier kommt es bei den Anschlägen zu schweren Verlusten mit zahlreichen Toten und vielen Verletzten.

Ähnliche Fehlprognosen hatte er bereits in den Vorjahren veröffentlicht.

Die überwiegende Mehrheit der Prognosen ist allerdings eher schwammig und extrem ungenau formuliert und bedient sich oft bereits bekannter „Problemsituationen". Prognosen wie die folgende (von Rosalinde Haller) ...

Algerien, Libyen, Niger, Nigeria, Angola, Namibia

Politik, Ernährung, Trockenheit, Wasser sind die Probleme

... sagen gar nichts aus, da sie keinerlei prüfbare Aussage enthalten. In irgendeinem dieser Länder wird es mit Sicherheit eines der genannten Probleme geben – wobei alleine die Nennung des Worts „Politik" einen Treffer garantiert.

Schwerpunkte der Prognosen für 2010

Die Fußball-WM in Südafrika beschäftigte natürlich auch die Wahrsager und Hellseher. Schon zum Jahreswechsel 2009/2010 wurden Astrologen insbesondere auf das Abschneiden der deutschen Mannschaft angesprochen – detaillierte Prognosen blieben jedoch aus, es überwogen allgemein, im Konjunktiv formulierte Phrasen à la „das Halbfinale könnte drin sein" oder „..." und der Hinweis, dass die deutsche Mannschaft den Titel wohl nicht gewinnen werde. Lediglich ein Handleser aus Witten an der Ruhr (Sunil Kumar Das) versprach den Weltmeistertitel.

Klassiker der Prognosezunft

Zu den eindeutigen Klassikern der Prognosezunft zählen die Voraussagen von Umwelt- und Naturkatastrophen sowie von bevorstehenden Kriegen bis zum baldigen Ende der Welt. Für letzteres sei auf die Webseite der "Ontario Consultants for Religious Tolerance" verwiesen, die seit vielen Jahren Endzeitprognosen sammeln und im Internet (mit Quellenangabe) zur Verfügung stellen.

Katastrophenprognosen sind in der Regel extrem vage formuliert und unterliegen im Detail „modischen Strömungen". Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 werden alljährlich für viele Städte der Welt Terroranschläge vorausgesehen (2010 unter anderem auf der Liste: Chicago, Montreal, Berlin). Seit der Tsunami-Katastrophe in Südost-Asien 2004 findet man auch dieses Stichwort verstärkt in den Prognosen wieder. Katastrophale Erdbeben in Kalifornien und Anschläge auf den US-Präsidenten werden ebenfalls Jahr für Jahr vorausgesagt – die Popularität solcher Prognosen speist sich daraus, dass beide Szenarien prinzipiell denkbar und vorstellbar sind (Kalifornien ist tatsächlich stark erdbebengefährdet, Anschläge auf US-Präsidenten gab es bereits).

Für die nächsten Jahre dürften (auf Basis diesjähriger Ereignisse) Flugausfälle auf Grund von Vulkanausbrüchen und monatelange Ölleckagen bei Bohrplattformen zumindest von einigen Wahrsagern und Hellsehern in ihr Repertoire aufgenommen werden.

Prominente

In der Regenbogenpresse findet man zum Jahreswechsel häufig – in der Regel astrologisch motivierte – Voraussagen zu einzelnen Prominenten. Dort geht es um die üblichen Regenbogenthemen Gesundheit, Karriere und Liebesglück. Auch hier sind die – normalerweise sehr kurzen Texte – extrem vage gehalten. Wird tatsächlich einmal eine exakte Vorhersage jenseits solcher Sätze wie „könnte mit Gesundheitsproblemen zu rechnen sein" getroffen, erweisen sich diese eher als mit etwas Sternenhokuspokus angereicherte Gerüchte – und die können zutreffen oder eben nicht – als Beleg für die Fähigkeiten der Prognostiker eignen sie sich allerdings nicht. Dafür müssten wesentlich genauere Aussagen getroffen werden.

Treffer für das Jahr 2010

Deutschland wurde nicht Fußball-Weltmeister – das hatten auch die meisten Auguren so gesehen, aber es war wenig überraschend. Überraschender war die – erwähnte - Trefferquote der Orakelkrake Paul. Zumindest kann man der SeaLife-Kette zu ihrem erfolgreichen Marketinggag nur gratulieren. Auch in anderen SeaLife-Aquarien wurden WM-Prognosen abgegeben – so hatte im SeaLife Hannover ein Oktopus namens Armstrong seine „Auftritte", im SeaLife München versuchten Seepferdchen die Ergebnisse zu erraten und im SeaLife Berlin waren es Langusten – offensichtlich waren diese aber weniger erfolgreich, so dass die Pressemeldungen irgendwann nur noch von Pauls Treffern beherrscht wurden. Nicht vergessen sollte man auch, dass es noch andere tierische Orakel gab, die ebenfalls auf die einzelnen Siegerteams „tippten" und dabei eben weniger „erfolgreich" waren. So lag das Tierorakel aus dem Chemnitzer Zoo bei 5 von 6 Spielen daneben, während die blinde Schäferhündin Kobi aus dem Tierheim Weimar immerhin bei 5 von 6 Spielen den richtigen Sieger erschnüffelte.

Wie in jedem Jahr starben auch einige der Personen auf der langen „Todesliste" von Nikki Pezaro – da sich dort aber überwiegend die Namen hochbetagter Promis befinden ist das wenig überraschend.

Einen weiteren Treffer konnte der Autor der Prognoseauswertung selbst verbuchen. In einem Zeitungsinterview zum Jahreswechsel prognostizierte er ein Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 4,5 auf den Fidschi-Inseln in der 2. Maihälfte 2010. Ein solches Erdbeben (Stärke 4,7) fand tatsächlich am 17.5. statt – allerdings werden in dieser Region solche Erdbeben im Schnitt ein Mal pro Woche gemessen, so dass diese Prognose lediglich das Ergebnis einer kurzen Recherche darstellt. Die Prognose selbst war jedoch wesentlich genauer als die üblichen Erdbebenprognosen der Astrologen, Hellseher und Wahrsager ...

 

Wurden für 2010 besondere Ereignisse erfolgreich vorhergesagt?

Nein, nicht über die im Text beschriebenen Trefferumdeutungen hinaus. Eine allgemeine Prognose wie die, dass es zu einem Drama auf einer Ölbohrplattform kommen würde, (Pezaro) ist zu allgemein formuliert, als dass man sie als Prognosetreffer für dem Untergang der Deep Water Horizon im Golf von Mexiko werten kann. Unfälle auf Ölbohrplattformen kommen durchaus häufiger vor (wenn auch nicht mit solch verheerenden Konsequenzen – aber die hat sie nicht vorausgesagt) und bei der Prognose fehlen genauere Angaben zu Ort und Zeit.
Hätte ein Wahrsager oder Astrologe tatsächlich nicht nur ganz allgemein einen Vulkanausbruch (das hatten mehrere), sondern auch ein daraus resultierendes Flugverbot vorausgesehen, so wäre dies sicherlich überraschend gewesen. Eine solche Prognose ist jedoch nicht bekannt. Für das nächste Jahr könnte dieses Szenario in das Standardrepertoire der Wahrsager und Hellseher mit aufgenommen werden.

Ansprechpartner für die Prognosenauswertung der GWUP

Die Prognosen werden von Michael Kunkel aus Wuppertal gesammelt und ausgewertet. Von Hause aus Mathematiker – und normalerweise als Senior Consultant in der Unternehmensberatung für verschiedene Versicherungsunternehmen tätig – sammelt er seit 9 Jahren Prognosen von Astrologen, Wahrsagern und Hellsehern und wertet sie jeweils zum Jahresende aus. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer (0160) 90733538 oder per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Umfangreichere Informationen (auch einige der Originalprognosen) finden Sie im Internet unter www.wahrsagercheck.de.

„Suchen Sie bereits nach Vorhersagen für das kommende Jahr?“

Natürlich! Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Prognosen. Diese werden dann – zumindest teilweise – auf meinem Blog (Wahrsagerchecks Blog) entsprechend gewürdigt. Traditionell verkünden die meisten der prophetisch tätigen Astrologen, Wahrsager und andere Vorherseher ihre Prognosen Mitte/Ende Dezember und natürlich nehme ich gerne Hinweise auf entsprechende Vorhersagen (auch aus der Lokalpresse) entgegen. Eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! genügt.

Weiterführende Informationen

Illustration: GWUP / J. Bergmann mit einem Motiv (Kristallkugel) von m.gifford über Flickr. Bestimmte Rechte vorbehalten