Prognosencheck 2009

Erdbeben, Nostradamusverse, Anschläge auf den amerikanischen Präsidenten... Das Repertoire der Wahrsager hat sich in den vergangenen Jahren wenig gewandelt. Michael Kunkel, Betreiber von wahrsagercheck.de, hat wieder die Prognosen zum Jahr 2009 gesammelt und ausgewertet. Die wichtigsten Fakten werden in der GWUP-Meldung vom 14.12.2009 beantwortet, im Folgenden gibt Michael Kunkel wie immer weiter Informationen zu seiner Auswertung. Diese Informationen bieten wir Ihnen zusammengefasst in einer PDF-Datei an

 

Die Prognosen und ihre Herkunft

2009 wurden ca. 140 Prognosetexte von über 50 namentlich bekannten Auguren ausgewertet – dazu kommen noch einige Prognosetexte von kommerziellen Astrologieseiten bzw. aus astrologischen Almanachen, die nicht namentlich gekennzeichnet sind. Die Zahl der einzelnen Prognosen ist wie in jedem Jahr nur ungefähr zu nennen, da sich hinter manchen Texten mehrere, nicht immer exakt trennbare Einzelprognosen verbergen (Beispiele folgen). Die Prognosen stammen überwiegend aus dem Internet (ca. 70 %), aus Zeitungen und Zeitschriften und aus Büchern (z.B. „Nostradamus 2009“ von Manfred Dimde oder „Huters Astrologischer Kalender 2009“). Eine weitere Quelle war die RTL-Sendung „Prophezeiungen 2009“ vom 3. Januar 2009.

Wie wird ausgewertet?

Die Auswertung der Prognosen geschieht unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Prognose. Hier gilt eine einfache Regel: Je genauer die Prognose, desto überraschender wäre auch ihr Eintreffen. Eine datumsgenaue Prognose (wie die eines katastrophalen Erdbebens in San Francisco) wäre eine absolute Sensation, aber bisher gingen alle derart genau formulierten Prognosen daneben. Bei den weithin üblichen, schwammigen Aussagen ist es für den Prognostiker hingegen leicht, im Nachhinein einen Treffer hineinzudefinieren. Hinzu kommt, dass sich viele Prognosen alleine durch jährlich wiederkehrende Ereignisse zu bestätigen scheinen. So gibt es jedes Jahr Wirbelstürme in der Karibik, Überschwemmungen zur Monsunzeit in Indien und Bangladesh, Lawinen in den Alpen oder Waldbrände in Kalifornien. Mit einer solchen Prognose hat der Astrologe oder Wahrsager also immer Recht – und dies macht die Prognose wertlos.

Bei Prognosen für einzelne Ereignisse ist die Wahrscheinlichkeit, einen Treffer zu erzielen, wesentlich höher. Beispiele hierfür sind die Voraussage des künftigen deutschen Fuß-ballmeisters oder des Gewinners einer Landtags- oder Bundestagswahl. Wirklich erstaun¬lich wäre natürlich in letzterem Fall eine genaue Voraussage des Wahlergebnisses (in % mit einer vorab zu bestimmenden Genauigkeit), doch dies hat bisher noch niemand geschafft. Auch 2009 beschränkten sich die Wahlprognosen der – überwiegend - Astrologen darauf, auf den Namen des Regierungschefs zu tippen (die meisten setzten auf Angela Merkel) und darauf, die Regierungskoalition zu erraten (auch hier waren die Prognosen sehr vorsichtig).

Einige Prognosen sind klar und deutlich formuliert, und der Inhalt ist bezüglich Ort, Zeit und Art des vorausgesagten Geschehens hinreichend abgegrenzt. Solche Prognosen sind damit auswertbar. Z.B. folgende (falsche) von Nikki Pezaro:

Mount St. Helens will erupt again.

Die exakteste Prognose für 2009 lieferte Thomas Ritter. Der Reiseunternehmer, der Reisen zu indischen Palmblattbibliotheken (dort soll das gesamte bisherige und zukünftige Wissen der Menschheit abgelegt sein – ein Esoterikmärchen, das verschiedene Besucher durch ihre Berichte bereits häufiger entmystifiziert haben) organisiert, will aus diesen folgendes herausgelesen haben:

Deutschland soll von terroristischen Angriffen nicht verschont bleiben. Die für 2008 vorhergesagten Angriffe wurden zwar nicht ausgeführt, da es unter den Attentätern Streit und Machtkämpfe gab. Dennoch soll es im Herbst des Jahres 2009, in der zweiten Woche des zehnten Monats in zwei großen Städten Deutschlands Attentate geben, in der Hauptstadt des Landes und in der Stadt, die als Hauptstadt des Geldhandels gilt (Berlin und Frankfurt / Main – Anm. Th. R.). In der Hauptstadt werden öffentliche Verkehrsmittel das Ziel der Angriffe sein. Es wird an sechs verschiedenen Stellen Explosionen unter der Erde geben. Das gesamte öffentliche Leben wird lahmgelegt werden. Eine Explosion ereignet sich in unmittelbarer Nähe des Regierungsviertels, eine weitere an einem Platz, der in den vergangenen Jahren zum neuen Zentrum der Hauptstadt wurde (möglicherweise der Potsdamer Platz – Anm. Th, R.).

In der Hauptstadt des Geldhandels wird es auch Angriffe auf öffentliche Verkehrsmittel geben. Hier finden jedoch nur vier Explosionen im Untergrund statt. Dafür explodieren Sprengsätze in zwei verschiedenen großen Gebäuden, in denen Banken ihre Büros unterhalten. Hier wie auch in der Hauptstadt Deutschlands kommt es zu schweren Verwüstungen mit zahlreichen Toten und vielen Verletzten.

 

Fast wortgleich hatte er übrigens diese Prognose aus seiner Voraussage für 2008 kopiert – ein Verfahren, dass er häufiger anzuwenden scheint, denn seine Prognosen für die Jahre 2007, 2008 und 2009 unterscheiden sich nur wenig.

Die Mehrheit der Prognosen ist allerdings eher schwammig und extrem ungenau. Prognosen wie die folgende (von Rosalinde Haller) ...

China

Hochwasser, Dammbrüche, Landesinnere; Wasser – Not –Trockenheit Mittleres Erdbeben.

... sagen im Prinzip gar nichts aus, da sie keinerlei prüfbare Aussage enthalten. Irgendwo in China wird es in jedem Jahr Hochwasser oder ein Erdbeben (was ist ein „mittleres“ Erdbeben???) geben, irgendwo wird Trockenheit herrschen (vielleicht in der Wüste Gobi?). Ähnliche Unsinnsvoraussagen betreffen Überschwemmungen in Indien und/oder Bangladesh (gibt es jedes Jahr zur Monsunzeit) oder Waldbrände in Kalifornien (treten ebenfalls jedes Jahr auf). Auch Wirbelstürme in der Karibik sind ein alljährliches Phänomen – wenn sich die Auguren trauen, irgendwelche gravierenden Folgen genauer zu beschreiben, dann liegen sie allerdings daneben (Teile von Miami wurden 2009 eben nicht zerstört, wie von Nikki Pezaro unter anderem vorausgesagt).


Schwerpunkte der Prognosen für 2009

Viele Prognostiker beschäftigten sich mit der Bundestagswahl. In den verschiedenen Prognosen wurden alle denkbaren politischen Szenarien als mögliche Ergebnisse genannt, und natürlich setzten die meisten Auguren auf die – auch von der Bevölkerung erwartete – zweite Kanzlerschaft von Angela Merkel.

Klassiker der Prognosezunft

Zu den eindeutigen Klassikern der Prognosezunft zählen die Voraussagen von Umwelt- und Naturkatastrophen sowie von bevorstehenden Kriegen bis zum baldigen Ende der Welt. Für letzteres sei auf die Webseite der "Ontario Consultants for Religious Tolerance" verwiesen, die seit vielen Jahren Endzeitprognosen sammeln und im Internet (mit Quellenangabe) zur Verfügung stellen.

Katastrophenprognosen sind in der Regel extrem vage formuliert und unterliegen im Detail „modischen Strömungen“. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 werden alljährlich für viele Städte der Welt Terroranschläge vorausgesehen (2009 unter anderem auf der Liste: Chicago, Montreal, Berlin). Seit der Tsunami-Katastrophe in Südost-Asien 2004 findet man auch dieses Stichwort verstärkt in den Prognosen wieder. Katastrophale Erdbeben in Kalifornien und Anschläge auf den US-Präsidenten werden ebenfalls Jahr für Jahr vorausgesagt – die Popularität solcher Prognosen speist sich daraus, dass beide Szenarien prinzipiell denkbar und vorstellbar sind (Kalifornien ist tatsächlich stark erdbebengefährdet, Anschläge auf US-Präsidenten gab es bereits). Solche Prognosen sind allerdings immer sehr ungenau formuliert – für eine Erdbebenwarnung in San Francisco wäre eine solche Prognose – selbst wenn sie richtig wäre – nicht hilfreich. Sollte man die Stadt vielleicht ein ganzes Jahr lang evakuieren?

Prominente

In der Regenbogenpresse findet man zum Jahreswechsel häufig – in der Regel astrologisch motivierte – Voraussagen zu einzelnen Prominenten. Dort geht es um die üblichen Regenbogenthemen Gesundheit, Karriere und Liebesglück. Auch hier sind die – normalerweise sehr kurzen Texte – extrem vage gehalten. Wird tatsächlich einmal eine exakte Vorhersage jenseits solcher Sätze wie „könnte mit Gesundheitsproblemen zu rechnen sein“ getroffen, erweisen sich diese eher als mit etwas Sternenhokuspokus angereicherte Gerüchte – und die können zutreffen oder eben nicht.

Da Boris Becker Ende 2008 unter großem Medieninteresse die Trennung von seiner damaligen Verlobten Sandy Meyer-Wölden zelebrierte, wurde über die Zukunft seines Liebeslebens ausführlich spekuliert. Dabei wurden alle nur denkbaren Szenarien genannt – und selbstverständlich waren dabei auch Treffer. Das ist allerdings wenig überraschend, da es auch in diesem Falle nicht allzu viele Alternativen gab:

„Zwei Frauen an seiner Seite“ (Emanuel Charis in der Fernsehwoche)

„Nur Kurzzeitbeziehungen, oder er zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück“ (Iris Treppner in der Fernsehwoche bzw. auf ihrer Webseite)

Boris Becker wird Frau fürs Leben finden, aber noch nicht 2009 (Wahrsager Lennart Wolf in der RTL-Sendung „Prophezeiungen 2009“)

Ende Januar wird Vorhandenes aufgewärmt, dann Liebhaberinnen ↔ Freundinnen. (Elizabeth Teissier in der RTL-Sendung „Prophezeiungen 2009“)

Boris wird nicht heiraten, höchstens im Alter. (Hexenmeister Tuwani in der RTL-Sendung „Prophezeiungen 2009“)

[Boris Becker] lernt 2009 seine „Schicksalsfrau“ kennen. Beziehung „kann“ 9 Jahre dauern. (Leopoldas Malinauskas in der RTL-Sendung „Prophezeiungen 2009“)

Gleichgewicht, Erfolg, eheliche Beziehungen. (Gerda Motiejiimeie in der RTL-Sendung „Prophezeiungen 2009“)


Treffer für das Jahr 2009

Neben den bereits erwähnten Treffern im Zusammenhang mit Boris Becker hat sich Nikki Pezaro natürlich einen Treffer zum Ableben des King of Pop zugeschrieben. Michael Jackson stand tatsächlich auf ihrer bereits Ende 2008 veröffentlichten Liste „Health and Death Watch“, in der sie immer eine lange Liste von Personen nennt, die von Gesundheitsproblemen oder vom Tod bedroht sein sollen. Viele Menschen auf dieser alljährlich publizierten Liste sind allerdings schon recht alt, so dass es keinerlei hellseherischer Fähigkeiten bedarf, ihnen den nahen Tod oder schwere Krankheiten vorherzusagen. Außerdem überlebt die überwiegende Mehrheit der auf dieser Liste aufgeführten Namen regelmäßig das jeweilige Jahr. Im Fall Michael Jackson fällt auf, dass dieser bereits in den Jahren 2003, 2004, 2005 und 2007 auf der „Todesliste“ von Pezaro vertreten war (2006 hatte sie keine Prognosen veröffentlicht) ...

 

Wurden für 2009 besondere Ereignisse erfolgreich vorhergesagt?

Unter den weit über 200 abgegebenen Prognosen von Nikki Pezaro befand sich ein – ihrer Meinung nach – detaillierter Treffer. In einer Radiosendung hatte sie (allerdings ohne irgendeine Datumseingrenzung) einen Flugzeugabsturz im Hudson-River in New York vorausgesagt. Dies wertet sie im Nachhinein als eingetroffene Prognose der geglückten (und höchst spektakulären) Notwasserung eines Passagierflugzeugs im Hudson River vom 18. Januar 2009. Da der genaue Wortlaut ihrer Prognose allerdings nicht vorliegt und sie auch ansonsten gerne und häufig irgendwelche Ortsbezeichnungen verwendet (sie hatte z.B. auch den Zusammenstoß zweier Flugzeuge über dem Kennedy-Airport vorausgesagt) kann dies unseres Erachtens nur als Glückstreffer bezeichnet werden.

Bildungsgutscheine und Astrologie

Das von der Bundesagentur für Arbeit betriebene „KURSNET“ bietet Informationen über tausende von Fortbildungskursen. Eine „Erweiterte Suche“ nach dem Stichwort „Astrologie“ liefert aktuell 18 Kursangebote, eine Einschränkung auf nur diejenigen Kurse, deren Kosten mittels eines „Bildungsgutscheins“ erstattet werden können, seit Anfang Dezember drei Kurse. Ein weiterer Kurs, der ab Mitte Oktober ebenfalls noch als per Bildungsgutschein finanzierbar ausgewiesen worden war, ist es jetzt offensichtlich nicht mehr. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat auf eine Anfrage folgendes mitgeteilt:

Ihre Einwände machen es erforderlich, die Angelegenheit zu prüfen. Die Anerkennung von Maßnahmen zur Beruflichen Weiterbildung wird von privaten fachkundlichen Stellen vorgenommen. Da mir die Tatsachen im Einzelnen nicht bekannt sind, habe ich die Anerkennungsstelle bei der Bundesanstalt für Arbeit, die wiederum die Arbeit der fachkundigen Stellen überwacht, um eine Stellungnahme gebeten. Nach Eingang der Stellungnahme komme ich auf Ihre E-Mail zurück.

Ansprechpartner für die Prognosenauswertung der GWUP

Die Prognosen werden von Michael Kunkel aus Wuppertal gesammelt und ausgewertet. Von Hause aus Mathematiker – und normalerweise als Senior Consultant für verschiedene Versicherungsunternehmen tätig – sammelt er seit 8 Jahren Prognosen von Astrologen, Wahrsagern und Hellsehern und wertet sie jeweils zum Jahresende aus. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer (0160) 90733538 oder per E-Mail (info [at] wahrsagercheck.de). Umfangreichere Informationen (auch einige der Originalprognosen) zu den Prognosen des Jahres 2009 und den Vorjahren finden Sie im Internet unter www.wahrsagercheck.de.

„Suchen Sie bereits nach Vorhersagen für das kommende Jahr?“

Natürlich! Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Prognosen. Wer meine Internetseite „Wahrsagercheck“ besucht, findet – neben Voraussagen für die Jahre 2002 bis 2009 – auch immer eine Auswahl von Prognosen für die nähere Zukunft. Zur Zeit (14.12.2009) sammele ich die Prognosen für 2010. Erste sind bereits eingegangen und werden regelmäßig in Wahrsagerchecks Blog gewürdigt. Traditionell verkünden die meisten der prophetisch tätigen Astrologen, Wahrsager und andere Vorherseher ihre Prognosen Ende Dezember. Hinweise auf Vorhersagen nehme ich gerne entgegen – eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! genügt..

Weiterführende Informationen