Spontane menschliche Selbstentzündung - Ein Kriminalbiologe auf heißer Spur
Mark Benecke
Forensiker erwähnen das (angebliche) Phänomen der menschlichen Selbstentzündung nur sehr selten. Nachdem ich einen Artikel darüber in Deutschlands bekanntestem Boulevardblatt Bild (Auflage: 4 Millionen täglich) gelesen hatte, wurde ich neugierig.Während meiner Anstellung beim Chief Medical Examiner in Manhattan wandte ich mich zunächst an den örtlichen Polizeichef, der auch für Brandunfälle, Brandstiftung und andere Brandfälle zuständig ist. Nachdem wir uns einige Minuten unterhalten hatten, erinnerte er sich, dass er von Fällen spontaner menschlicher Selbstentzündung gehört hatte, wenn er auch nie selbst Augenzeuge solcher Vorfälle gewesen war. Später schickte sein deutscher Kollege mir einen Zeitungsartikel („Feuer unbekannten Ursprungs", 1990), bei dem es sich um eine Sammlung von Fällen angeblicher spontaner menschlicher Selbstentzündung handelte. Zeitungen und Zeitschriften in aller Welt hatten diese aufgegriffen, und der Artikel scheint eine der Hauptinformationsquellen für deutsche SHC-Interessierte zu sein. Bei meiner weiteren Recherche stieß ich auf mehrere Berichte in der populären Presse (z. B. die Beschreibung eines Physikers in einem deutschen Jugend-Musikmagazin [Czerny 1996]), Romane (z. B. den Roman „Bleak House" von Charles Dickens), den Tod der Gräfin Cornelia Bandi im Jahre 1731, frühe Berichte (Hünefeld 1830) und Zeitschriften wie die Fortean Times (z. B. Simmons 1996, Arnold 1995) und The X Factor (z. B. Burning Question 1996). Derartige Quellen legen nahe, dass ein nennenswerter Anteil der Bevölkerung an SHC glaubt.
Wie in der Mikrowelle
Meines Wissens hat kein Chemiker, Physiker, Biologe oder Rechtsmediziner jemals in einem wissenschaftlichen Buch oder Artikel von der plötzlichen Entzündung menschlicher Körper durch einen unbekannten inneren Mechanismus berichtet. Deshalb werde ich mich im Folgenden auf die Ergebnisse eingehender Untersuchungen von Fotos ungewöhnlicher Feuertode konzentrieren, wie sie in der forensischen und medizinischen Literatur dokumentiert sind und von SHC-Anhängern als Beweise für das Phänomen herangezogen wurden. In vielen forensischen Fällen, die auf SHC zurückgeführt werden könnten, liegen als Quellen vor: (1) der Fotograf, (2) der hinzugezogene Rechtsmediziner, forensische Mediziner oder Leichenbeschauer und (3) der jeweilige Polizeibericht. Ich werde meine Beobachtung auf die Fakten beschränken, die in diesen Fach-Quellen zu finden sind, denn die Spekulationen über die Gründe für angebliche SHC in populären Zeitschriften sind durchweg unwissenschaftlich. Zu solchen Mutmaßungen gehören: Entzündung von Sauerstoff und Wasserstoff innerhalb der Zellen (Heymer 1996), „Pyrotron-Teilchen" (Arnold 1995), und „Maser" („microwave amplification by stimulated emission of radiation"), zu deutsch ein Mikrowellengenerator, der nach dem gleichen Prinzip arbeitet wie ein Laser (Czerny 1996).
In anderen nichtwissenschaftlichen Theorien werden Erdmagnetismus, Kundalini (eine Art mystische Körpererhitzung, hier im Yoga) und elektrostatische Kräfte herangezogen. An zwei neueren Büchern zu SHC übte selbst die sonst wenig skeptische Fortean Times Kritik:
„Er [Heymer 1996] scheint zu glauben, dass [Wasserstoff und Sauerstoff] als Gase in der Zelle vorkommen und somit leicht entzündlich seien, was tatsächlich nicht der Fall ist. Arnold schlägt ein neues subatomares Teilchen vor, das Pyrotron, das mit der Zelle in Wechselwirkung tritt und katastrophale Entzündung verursacht. Indes gibt es keinen unabhängigen Beleg für solch ein Teilchen, und es einfach zu erfinden, damit man eine Erklärung für SHC hat, ist nicht gerade überzeugend" (Simmons 1996).
Was Maser betrifft, so gibt es keine entsprechende tragbare Anlage, die zur Auslösung von SHC fähig wäre, und es ist unwahrscheinlich, dass ein solcher Apparat in naher Zukunft gebaut wird.
Charakteristische Merkmale von Brandleichen
Populären Zeitschriftenartikeln zufolge soll das Hauptmerkmal von SHC die vollständige Verbrennung der Leiche mit Ausnahme der Extremitäten sein - Beine, Hände oder Kopf, wobei im Brust- und Unterleibsbereich nur eine ascheartige Substanz zurückbleibt. Gleichzeitig ist in der Umgebung (Betten, Stühle usw.) nur geringfügige oder gar keine Zerstörung zu beobachten. Dennoch findet man auf Möbeln und Wänden häufig einen braunen öligen Niederschlag. Diese Merkmale sind auf den Abb. 1 und 2 zu sehen. Die Angabe des genauen Todeszeitpunktes fehlt in dem Buch, dem diese Fotografien entnommen sind, es handelt sich jedoch um Originalaufnahmen vom Unfallort.
SHC-Befürworter schreiben solche ungewöhnlichen Fund-Situationen einer unbekannten Energiequelle zu, doch bislang konnten alle Todesfälle dieser Art, die in der rechtsmedizinischen Literatur zu finden sind, ohne Rückgriff auf fantastische Deutungen allein aufgrund der Beweislage erklärt werden. So konnte für den in Abb. 7 dargestellten Fall ermittelt werden, dass es sich hier um eine ältere, schwer an Schüttellähmung (Parkinsonismus) erkrankte Frau handelte, die beim Rauchen durch unkontrollierte Handbewegungen ihre glühende Zigarette fallen ließ. Zündhölzer und Zigaretten wurden auf dem Erdboden nahe bei den Überresten der Frau gefunden (Gresham 1977). Was Abb. 2 betrifft, so stellten die Ermittler fest, dass das Opfer nach einem Herzanfall in einen offenen Kamin stürzte. In beiden Fällen führte ein erfahrenes Team die Untersuchungen durch.
SHC-Gläubige wenden gegen solche gewöhnlichen Erklärungen ein, dass es nicht möglich sei, den genauen Hergang im Nachhinein zuverlässig zu rekonstruieren, insbesondere bei Brandfällen. Das ist falsch. Die forensische Untersuchung von verkohlten Überresten ist möglich. Wissenschaftler, Kriminalisten, forensische Pathologen und Fachleute aus den Reihen der Polizei können eine ganze Reihe von Informationen aus stark verbrannten Leichen ziehen - selbst aus Asche und Verbrennungsrückständen (z. B. Marples und Browning 1994; Merkel 1932).
Betrachten wir z. B. die Abb. 3 und 7: Abb. 3 zeigt den Oberkörper der Leiche aus Abb. 7. (Der Rumpf fehlt auf Abb. 7, da Sanitäter ihn vor der Aufnahme entfernt hatten [Gresham 1977].) Wie Abb. 3 zeigt, sind die inneren Organe immer noch klar erkennbar, ein für Brandleichen charakteristisches Bild. Aufgrund der Obduktion kam der Rechtsmediziner zu dem Schluss, dass zuerst das Haar der Frau Feuer fing, bevor sich die Flammen über ihren Rücken ausbreiteten, gefolgt vom Rest ihres Oberkörpers (Gresham 1977). Das Opfer war vermutlich bekleidet gewesen und das Feuer hatte sich entlang der Kleidung ausgebreitet.
Der gute Erhaltungszustand der inneren Organe ermöglicht (in den meisten Fällen) eine präzise Bestimmung des Todeszeitpunktes, insbesondere, wenn Vergiftung, Erdrosselung, Herzanfall oder ein Schlaganfall vorliegen.
Anders als der erste Eindruck eines erheblich zerstörten Körpers erwarten lässt, zeigen die inneren Organe oft keine extremen Veränderungen. Ist dies dennoch der Fall, so geschieht dieses auf bekannte und reproduzierbare Weise. Selbst Magen, Darm, Leber, Herz, Gebärmutter, Harnblase usw. sind oft gut erhalten (siehe Abb. 4). Im Körperinneren, wo Flüssigkeiten in den verschiedenen Organen und Hohlräumen eine Verbrennung verhindern, herrscht eine geringere Temperatur als in den äußeren Regionen des brennenden Körpers (für eine Übersicht über den Temperaturgradienten siehe Masuth 1978). Dieser Effekt ist dem Laien unbekannt, und selbst Medizinstudenten im ersten Studienjahr reagieren erstaunt beim Anblick von Brandleichen mit unbeschädigten inneren Organen.
Der Temperaturgradient erklärt auch, weshalb einige Körperteile, z. B. Beine, im Gegensatz zu benachbarten Stellen nicht in Brand geraten. Bilder von bloßen Beinstümpfen können durch den rapiden Temperaturabfall von den oberen Körperregionen einer sitzenden Person zum Boden hin erklärt werden. (Bisweilen wurde der Oberkörper auch schlichtweg vor der Aufnahme entfernt, wie im oben erwähnten Fall, siehe Abb. 7 und 3.)
Einem anderen Erklärungsansatz, der Theorie des multiplen Docht-Effekts zufolge, geraten nur von Kleidung bedeckte Körperteile in Brand, während frei liegende Partien unbeschädigt bleiben. Kleidungsstücke wirken als mehrlagige Dochte und sorgen für eine lange Branddauer, denn das Unterhautfettgewebe verflüssigt sich. Bereits Otto Prokop, seit mehr als 30 Jahren Deutschlands führende Autorität auf dem Gebiet der Rechtsmedizin, weist auf diesen Mechanismus hin. Das geschmolzene Fett, so Prokop, kann die Kleidung durchtränken, die das Feuer damit wie ein Docht nährt. Nur so könnten schwerste Verbrennungen erklärt werden, wie sie bei Personen auftreten, die beim Rauchen einschlafen (Prokop 1960). In diesem Fall ist es stets die Kleidung, die zuerst Feuer fängt (Masuth 1978). Überdies hatten von 75 Personen, die in Köln zwischen 1964 und 1973 einem Brand in geschlossenen Räumen zum Opfer fielen, 40% über ein Promille Alkohol im Blut (Masuth 1978); bei den 87 Brandopfern in Oslo waren es 54% (Teige 1977). Diese Beobachtungen legen nahe, dass viele Opfer von Brandunfällen unter Alkoholeinfluss stehen. So erklärt sich auch, weshalb viele Personen während des Rauchens einschlafen und bei Ausbruch des Feuers nicht sofort erwachen. Darüber hinaus können sich ältere Menschen oft nicht mehr schnell genug bewegen, um das Feuer zu löschen. So auch die alte Frau aus Abb. 5 und die an Schüttellähmung erkrankte Frau in Abb. 7.
Die Wirkung von Hitze auf den menschlichen Körper
Oft wird in SHC-Artikeln behauptet, das „charakteristische Bild" vermeintlicher menschlicher Selbstentzündung entstehe erst bei örtlichen Temperaturen von 1500° C. Auch dies entspricht nicht den Tatsachen. Burkhard Madea, ein deutscher Rechtsmediziner, sammelte einen großen Teil der dazu verfügbaren Informationen. Seiner Beobachtung nach können Kindesleichen bei einer Temperatur von 500° C binnen zwei Stunden (bis auf kleine kalzinierte Knochenstücke) vollständig zerstört werden, während die Leichen von Erwachsenen bei 800-1000° C binnen einer Stunde verbrennen, wobei weniger als ein Kilogramm einer krümeligen Substanz zurückbleibt (andere Quellen sprechen von 2,25 kg). Richards (1977) berichtet seine Beobachtungen bei der Verbrennung von Erwachsenen bei ca. 680° C: Nach zehn Minuten zeigen die Arme starke Verkohlung, die Beine folgen nach 14 Minuten, und nach 15 Minuten sind Schädel und Oberarmknochen zu sehen. Es ist bekannt, dass der Verbrennungsprozess durch das Unterhautfettgewebe gefördert wird (Gresham 1977; Evans 1963). (Die durchschnittliche Menge des Körperfettes beträgt bei Erwachsenen etwa 15,4 kg [Evans 1963].) Brennende Körper erreichen eine Temperatur von etwa 500-600° C (dunkle Rotglut), insbesondere, wenn das Opfer leicht entflammbare Kleidung trägt oder wenn brennbare Flüssigkeiten über die Leiche geschüttet werden, um einen Unfalltod vorzutäuschen, was häufiger vorkommt (Eckert et al. 1988).
Alkohol im Blut wird häufig für eine schnelle und starke Verbrennung verantwortlich gemacht (z. B. „Feuer unbekannten Ursprungs" 1990). Hier liegt ein Missverständnis vor. Die Alkoholkonzentration im Körper ist viel zu gering. (Versuchen Sie einmal, Bier anzuzünden.) Weder brennt in Wasser verdünnter Alkohol, noch neigt er zu spontanen Explosionen. Entzündung und Verbrennung werden erst durch die Anwesenheit von gasförmigem Sauerstoff ermöglicht. So kann auch Benzin bei Raumtemperatur mit Hilfe einer gewöhnlichen Flamme nur zum Explodieren gebracht werden, indem man eine kleine Menge in einem geschlossenen Behälter verdampfen lässt und das Gas entzündet. Innerhalb des menschlichen Körpers ist eine Explosion unmöglich, und noch nicht einmal eine brennbare Flüssigkeit kann dort schnelle Verbrennung auslösen. Wie der Chemiker Justus von Liebig bereits 1850 vorführte, verbrennt Gewebe, das mit verdünntem Alkohol getränkt wurde, auch dann nicht zu Asche, wenn eine Flamme von außen darauf einwirkt.
In der forensischen Praxis ist kein Fall bekannt, in dem die inneren Organe einer Brandleiche stärker in Mitleidenschaft gezogen wurden als äußere Körperregionen (siehe Abb. 6). Diese praktische Beobachtung ist ein weiterer Beweis, dass die Entzündung nie vom Inneren des menschlichen Körpers ausgeht.
Wie es begann und wie es endete
Offenbar lassen sich viele Betrachter durch angebliche SHC-Fotos täuschen, weil dort nicht die gesamten Leichenreste zu sehen sind, wie sie am Ort des Geschehens gefunden wurden (vgl. wieder Abb. 7). Indes gibt es genügend Beobachtungen und Experimente, die starke Leichenverbrennungen erklären. Unauffällige Brandauslöser wie Zigaretten können für die Zerstörung einer Leiche ausreichen, auch wenn nur relativ niedrige Brandtemperaturen herrschen und Unterhautfettgewebe vorhanden ist. In vielen Fällen muss auch in Betracht gezogen werden, dass Täter versuchen, durch Brandlegung die Spuren eines Verbrechens zu verwischen. Die bislang zum Thema SHC veröffentlichten Bilder und Berichte können durch hinlänglich bekannte Mechanismen erklärt werden, wie sie regelmäßig an Brandstellen zu finden sind. Es bedarf keiner Annahme von fantastischen chemischen Reaktionen oder paranormalen Kräften, um das zu erklären, was irrtümlich „spontane menschliche Selbstentzündung" genannt wird.
Offensichtlich stammt die SHC-Legende aus Europa, denn sie wurde dort schon sehr früh, auch in naturwissenschaftlichen und medizinischen Werken, diskutiert. Meine weisen darauf hin, dass die Idee in England aufkam, was auch erklären würde, warum der SHC-Glaube sich noch Jahrhunderte später im amerikanischen Sprachraum tummeln konnte. Das älteste mir vorliegende Dokument dazu stammt aus den Acta Medica et Philosophica von 1671/1672, die 1673 in den Transactions der Londoner Royal Society zitiert werden. Darin wird in einer Art wissenschaftlicher Kuriositätensammlung der Fall einer Pariser Frau zitiert, die nach jahrelangem Alkoholabusus eines Tages in einem Stuhl einschlief und dort verbrannte.
Leiche einer an Schüttelähmung erkrankten Frau, die durch einen Unfall mit einer brennenden Zigarette in Brand geriet. Aus: Gresham 1977, S. 181
Als Joseph Priestley und Carl Wilhelm Scheele um 1774 unabhängig voneinander den Sauerstoff entdeckten, existierte zudem eine Theorie, die heute vergessen ist, aber vermutlich den Nährboden für den Glauben an allerlei Brennliches ermöglichte: das Phlogiston. Man vermutete, dass bei jeder Verbrennung eine von Johann Joachim Becher 1669 als „brennliche Erde" und von Georg Ernst Stahl erstmals 1697 als „Phlogiston" bezeichnete Substanz entweiche. Während Forscher wie Antoine Laurent Lavoisier aufgrund der Entdeckung des Sauerstoffes die unrichtige Phlogistontheorie ablehnten, blieben Priestley und Scheele von der falschen Hilfsannahme überzeugt. 1830 erschien erstmals eine kritische Diskussion der angeblichen SHC im Archiv für Medizinische Erfahrungen, in der sich die Autoren nicht endgültig für oder gegen die Theorie entscheiden können.
Das Neueste
Spaß macht es trotzdem bis heute, die Publikumspresse bei der Berichterstattung über angebliche SHC zu beobachten. Während meiner Zeit in New York erschienen im Skeptical Inquirer zwei Artikel zum Thema. Umgehend griff die New York Times die angebliche SHC in Form einer kleinen Notiz auf. Von hier aus ging die Geschichte gleich noch einmal um die Welt, allerdings diesmal mit dem Tenor, dass das Rätsel nun gelöst sei: Die starke Verbrennung und Masse-Verringerung der angeblichen SHC-Körper wird durch deren Kleidung gespeist, die wie ein Kerzendocht verflüssigte Teile des Unterhautfettgewebes aufnimmt (wick-effect, Dochteffekt). Diese experimentell bewiesene Aussage wurde von der BBC in einer sehr guten Fernsehreportage dargestellt und auch in Deutschland (mit Szenen der BBC sowie eigenen Aufnahmen im Labor des Autors) in einem längeren Beitrag auf dem Fernsehsender SAT.1 ausgestrahlt.
Dass Berichte über die Angebliche SHC viel Sorgfalt fordern, zeigte sich übrigens beim spätabendlichen Labordreh des deutschen SAT.1-Fernsehteams. Am nächsten Tag erreichte den Autor ein sehr erschreckter Anruf: Der Kameramann hatte haarscharf begrenzt auf einer Gesichtshälfte einen Sonnenbrand und die Redakteurin war auf beiden Augen erblindet - glücklicherweise nur für weitere zwölf Stunden. Der Grund war nicht übersinnlich: „Wegen des schönen Lichttons" hatte das Team trotz ausdrücklicher Warnung eine starke UV-Röhre angeschaltet, die zur Zerstörung von Bakterien in einer Sterilbank, nicht aber zur filmischen Raumbeleuchtung dienen sollte.
Übrigens führt der niederländische Mathematiker Jan Willem Nienhuys eine erstaunliche, im bestmöglichen Sinn skeptische Forschungsarbeit durch. Vor einigen Jahren begann er in internationaler Detektivarbeit, möglichst alle Originalquellen, die zum Thema verfügbar sind, zurückzuverfolgen und wortgetreu wiederzugeben. Die undankbare Aufgabe, Zeitungsarchive zu durchstöbern, ergänzt durch massive E-Mail-Recherchen bei Kennern des Faches, macht seine Arbeit wertvoll. Die Texte sind unter www.skepsis.nl/phyllisdoc.html abgelegt. Einen jederzeit aktualisierten Link zum Thema stellt der Autor unter http://wiki2.benecke.com/index.php?title=All_Mark_Benecke_Publications zur Verfügung.
Mein Dank gilt David Taylor-Pescod für seine wertvollen Anmerkungen zu diesem Manuskript. Er war es auch, der mich auf die Theorie vom multiplen Docht-Effekt aufmerksam machte. Klaus Fehling lenkte meine Aufmerksamkeit auf das Thema SHC. Weiter danke ich Hauptkommissar Dahmen von der Kölner Kriminalpolizei, Sibylle Banaschak von der Universität Münster und Michael Bohnert von der Universität Freiburg für ihre Hilfe.
Literatur
- Arnold, L. (1995): Ablaze! M. Evans & Co., New York
- O. A. (1996): In hot pursuit. In: Fortean Times 88, S. 32-33
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- Benecke, M.: (1997b): Menschliche Fackel. Aus irgend einem Grund ist die Vorstellung beliebt, dass Menschen von selbst in Brand geraten können. In: Die Zeit, 45; S. 49
- Bschor, F. (1965): Befunde bei Brandleichen und deren Bewertung. In: Archiv für Kriminologie 136, S. 30-38, 93-105
- The burning question (1996): In: The X-Factor 2, S. 52-56
- Czerny, C. (1996): Spontane Selbstentzündung: Oder was wir davon halten sollen. In: H.O.R.S.T. (Jugendamt der Stadt Würzburg) 1, S. 51
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Mark Benecke (30) ist Doktor der Medizinwissenschaften und arbeitet als freischaffender Kriminalbiologe. Seine Spezialgebiete sind DNA-Analysen („genetischer Fingerabdruck") und forensische Entomologie. Letzteres hat ihm in der Presse die Beinamen „Kommissar Schmeißfliege" (Stern) oder „Herr der Maden" (Kölner Stadtanzeiger) eingebracht. Benecke hat DNA-Labors auf den Philippinen und in Vietnam aufgebaut. Als weltweit gefragter Experte für mysteriöse Todesfälle ermittelte er zwei Jahre lang für das Rechtsmedizinische Institut der Stadt New York. Von dort aus bearbeitete er gleichzeitig einen Fall, der ganz Deutschland bewegte: den Mord an der Frau des Braunschweiger Pastors Klaus Geyer. Aus den Maden, die auf der Leiche von Veronika Geyer gefunden und per Kurier in Beneckes Labor gebracht worden waren, schloss er auf den Todeszeitpunkt - und genau an dieser Stelle hatte Geyers Alibi eine Lücke. Benecke gehört zahlreichen internationalen wissenschaftlichen Akademien an und ist Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat und im wissenschaftlichen Beirat des Skeptiker. Aktuelle Bücher: „Der Traum vom ewigen Leben. Die Biomedizin entschlüsselt das Rätsel des Alterns" (Kindler) und „Kriminalbiologie" (blt-Lexikon). Webseite: benecke.com. |
Dieser Artikel erschien im "Skeptiker", Ausgabe 4/2000, und ist die aktualisierte Fassung eines erstmals im "Skeptical Inquirer" 22/2 (1998) erschienenen Artikels. Übersetzung: Inge Hüsgen.