Die Psi-Tests 2005
Martin MahnerIm August 2005 hat die GWUP ihre im Jahr zuvor begonnene Testserie von angeblich paranormal begabten Personen bei Rainer Wolf im Biozentrum der Universität Würzburg fortgesetzt (s. Skeptiker 2/05). So haben wir am 27. August 2005 zwei Pendler getestet. Der erste, der Schweizer Hans-Peter Borer, hatte sich direkt bei der James Randi Educational Foundation um den 1-Million-Dollar Preis beworben. Mit einem selbstgemachten Spezialpendel wollte er ein eingeschaltetes Handy ausfindig machen. Für diesen Test verwendeten wir unsere 1:10-Variante, die ausführlich im Skeptiker 2/05 beschrieben ist (S. 50ff.). Das heißt in diesem Fall, dass das Handy nach dem Zufallsprinzip in eine von zehn Pappschachteln verbracht wurde. Herr Borer versuchte dann, das Handy mithilfe seines Pendels zu orten. Nach jedem Durchgang wurde die Schachtel, in der sich das Handy tatsächlich befunden hatte, zur Seite gestellt, damit sie von Herrn Borer mit einem ebenfalls eigens mitgebrachten Gerät „entstrahlt“ werden konnte, bevor sie später wiederverwendet wurde. Während Herr Borer beim unverblindeten Vor- und Nachtest erfolgreich war, lag sein Ergebnis bei den 13 Durchgängen des Doppelblindtests nur bei zwei Treffern (Zufallserwartung: 1,3 Treffer). Da wir für den Test Herrn Borers eigenes Handy verwendet hatten, machte er später als Ausflucht geltend, er habe ganz vergessen, dass er darin einen selbst konstruierten „Entstrahlungs-Chip“ installiert hatte, der sich wohl störend auf den Versuch ausgewirkt haben müsse... Am Nachmittag testeten wir Dr. Hans-Jürgen Fuchs, der mithilfe eines Pendelsein homöopathisches Präparat auffinden wollte. Mitgebracht hatte er dazu zwei Fläschchen Silbernitrat (Argentum nitricum). Die eine Ampulle in der Verdünnung D8 wurde als Testobjekt benutzt und entsprechend der 1:10-Testvariante nach dem Zufallsprinzip in eine von zehn kleinen Pappschächtelchen verbracht. Die andere Ampulle hielt Herr Dr. Fuchs als Referenzpräparat in der linken Hand, während er mit der rechten das Pendel handhabte. Dabei lag der rechte Arm zur Ruhighaltung auf einem eigens mitgebrachten „Bänkchen“. Nur die Hand selbst war frei beweglich. Wie Herr Borer war auch Herr Dr. Fuchs bei den beiden unverblindeten Kontrolltests erfolgreich. Beim Doppelblindtest brachte er es auf drei Treffer, was jedoch immer noch im Schwankungsbereich der Zufallserwartung liegt. Auch im Vorjahr hatten alle Ergebnisse dieses Versuchstyps im Bereich von null bis drei Treffern gelegen. Zu den GWUP-Tests 2005 gehörte auch der „Ballzieh-Test“, um den sich Prof. Suitbert Ertel beworben hatte (s. Skeptiker 2/05, S. 64f.).
Die erste Etappe dieses Tests wurde am Freitag, dem 26. August 2005, begonnen. Dabei zog eine von Prof. Ertel mitgebrachte Kandidatin Serien von je fünf Bällen aus einem Behälter, der insgesamt je zehn mit den Zahlen 1 bis 5 beschriftete Tischtennisbälle enthielt. Nach jedem Zug wurden die Bälle zurückgelegt, sodass der Behälter beim Beginn jedes Zuges wieder 50 Bälle enthielt. Eine Serie bestand aus zwölf Fünfer-Zügen, sodass pro Serie 60 Bälle gezogen wurden. Insgesamt wurden sieben solcher Serien gezogen, also 420 Einzelbälle. Da das Ballziehen nach einiger Zeit erschöpfend wirkt, wurde der Test unterbrochen und soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden, sodass wir erst dann ausführlicher über diesen Test berichten werden. Vor jedem Fünfer-Zug hatte die Probandin die Zahlen zwischen 1 und 5, die sie als nächste ziehen wird, „vorhersehend“ notiert. Das Zwischenergebnis dieses ersten Tages wich mit einer Trefferrate von etwa 23 % vom erwarteten Durchschnitt von 20 % ab, erreichte aber nicht die vereinbarte Trefferrate von 26 %. Interessanterweise wiesen zwei unserer „skeptischen Helfer“, Michael Kunkel und Tobias Seyb, die spaßeshalber bei den letzten vier Serien am anderen Ende des Testraumes die Zahlen still mitgeraten hatten, ebenfalls eine Erfolgsrate von ca. 23 % auf. Der Ballziehtest wirft also interessante methodische und statistische Fragen auf, sodass wir der Fortsetzung und Auswertung mit Spannung entgegensehen.
Dieser Artikel erschien im "Skeptiker", Ausgabe 4/2005.