Nostradamus (eigentl. Michel de Nostredame, 1503-1566) war ein französischer Arzt und Gelehrter, der als Autor von Prophezeiungen Bekanntheit erlangte. Seine wohl bewusst mehrdeutig formulierten Vorhersagen sind bis heute Gegenstand von unzähligen Deutungen und Spekulationen.
Nostradamus studierte Medizin an der Universität Montpellier und war danach mehrere Jahre lang als Apotheker, Arzt und Astrologe tätig. 1555 erschien der erste von zehn Bänden seiner „Centurien“. Dabei handelt es sich um insgesamt 942 vierzeilige Verse (Quatrains). Die darin enthaltenen Prophezeiungen reichen nach Aussage des Autors bis ins Jahr 3797. Die Texte sind in einer Mischung aus Altfranzösisch, Latein und provenzalischem Dialekt verfasst, ferner enthalten sie Lehnwörter aus dem Spanischen und Italienischen sowie zahlreiche Wortneuschöpfungen, während konkrete Angaben zu Zeit, Ort und Personen fast ganz fehlen. Die Quatrains zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Symbolsprache aus.
Aus diesen Gründen bieten sie einen breiten Spielraum für Interpretationen. Tatsächlich wird ein und dieselbe Stelle von verschiedenen Deutern ganz unterschiedlich interpretiert. Zuverlässige Zukunftsprognosen fehlen dagegen. Die oft genannten „erstaunlichen Treffer“ kommen zustande, indem Nostradamus-Intertreten rückblickend weltgeschichtliche Ereignisse in die Verse hineinlesen. Kritische Forscher sehen in dem Provençalen einen poetischen Chronisten des 16. Jahrhunderts, der in verklausulierten Versen das Zeitgeschehen abbildete.
Inge Hüsgen, Bernd Harder
Literatur:
- Harder, B. (2000): Nostradamus. Ein Mythos wird entschlüsselt. Alibri, Aschaffenburg.
- Harder, B. (2003): Druckerschwärze und Sternenstaub. Skeptiker 3/2003, S. 115-120.
- Harder, B. (2007): Mystery und History. Skeptiker 3-4/2007, S. 159-166.