Als Holocaust (griech. holokautoma, „Brandopfer“; engl. holocaust, „vollständige Zerstörung durch Feuer“) wird der systematische, auf Ausrottung zielende Völkermord an der jüdischen Bevölkerung Europas durch die Nationalsozialisten bezeichnet. Neben den rund sechs Millionen jüdischen Opfern rechnet man auch die mindestens 100 000 ermordeten Sinti und Roma zu den Opfern des Holocaust, da sie in der NS-Ideologie ebenfalls als „minderwertige Rasse“ galten, deren Ausrottung angestrebt wurde. Obgleich es sich beim Holocaust um eine vielfach bestätigte und durch unzählige Dokumente gesicherte historische Tatsache handelt, zweifeln Leugner des Holocaust dennoch die Echtheit der Belege an. Weitere Strategien bestehen darin, die wahre Zahl der Opfer herunterzuspielen oder fälschlicherweise zu behaupten, der Völkermord sei technisch gar nicht möglich gewesen.
Häufig gründet sich die Holocaustleugnung auf einer antisemitischen Verschwörungstheorie. Ihre Anhänger betrachten den Holocaust als bloße Erfindung der Juden mit dem Ziel, aus dem „erschlichenen Opferstatus“ Gewinn zu ziehen. In vielen Fällen wird diese These mit dem Versuch einer moralischen Aufwertung des Nationalsozialismus verbunden.
Zwar räumen viele Holocaust-Leugner einzelne Übergriffe gegen die jüdische Bevölkerung zu NS-Zeit als historische Tatsache ein, verharmlosen diese jedoch als Einzeltaten. Da bis heute kein schriftlicher Befehl Adolf Hitlers oder anderer hochrangiger NS-Politiker zur Ausrottung der Juden bekannt ist, wird versucht, das Regime von der Verantwortung für die Verbrechen freizusprechen. Zahlreiche schriftlich dokumentierte Aussagen und Dokumente belegen jedoch, dass die Vernichtung der Juden von der Spitze des NS-Regimes zentral geplant und durchgeführt wurde. Beispiele sind eine Reihe von „Führerbefehlen“ Adolf Hitlers zur so genannten „Endlösung der Judenfrage“ und das Protokoll der Wannseekonferenz 1942, auf der die Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas organisiert wurde. Das Leugnen des Holocaust ist in allen deutschsprachigen Ländern strafbar.
Inge Hüsgen, Dr. Markus Tiedemann
Links:
- Holocaust-Referenz: Argumente gegen Auschwitz-Leugner
- Lehrer-Online: Unterrichtsmaterial zum Thema Holocaust
- Nizkor Project: umfassende Informationen über den Holocaust (in englischer Sprache)
- Michael Shermer: Das Gewicht der Fakten - Die Widerlegung des Holocaust-Revisionismus
- Mit Argumenten gegen die Holocaust-Leugnung
Literatur:
- Benz, W. (Hrsg., 1992): Legenden, Lügen, Vorurteile. Deutscher Taschenbuch Verlag, München.
- Benz, W. (2008): Der Holocaust. C. H. Beck, München.
- Gutman, I.; Jäckel, E.; Longerich, P. (Hrsg., 1998): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Piper, München.
- Lipstadt, D. E. (1994): Betrifft: Leugnen des Holocaust. Rio Verlag, Zürich.
- Shermer, M.;Grobman, Alex;Herzberg, Arthur (2009): Denying History: Who says the Holocaust never happened and why do they say it?
- Tiedemann, M.: (2000): In Auschwitz wurde niemand vergast“. 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt. Goldmann, München. Auszüge bei der Online-Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Stand 28.09.2009