Was ist Astrologie?
Astrologie ist „Sterndeutung“ – also der Versuch, aus Sternkonstellationen am Himmel etwas über uns Menschen auf der Erde, unsere Persönlichkeiten und Schicksale abzuleiten. Bei genauerer Betrachtung wird es bereits hier uneinheitlich und widersprüchlich. Während manche Astrologen sagen, die Sterne zeigen uns nur eine sog. „Zeitqualität“ an und „die Sterne zwingen nicht“, sind andere überzeugt, dass sie mithilfe der Sterne die Zukunft konkret vorhersagen können.
Woher kommt Astrologie?
Historisch hat sich die Astrologie an unterschiedlichen Orten entwickelt: In China, Indien und Mesopotamien sowie in Mittelamerika durch die Maya. Die uns bekannte „westliche“ Astrologie stammt aus dem hellenistisch geprägten Alexandria im heutigen Ägypten. Tatsächlich waren Astrologie und Astronomie lange Zeit eine kaum unterscheidbare Einheit. Die Vorherberechnung der Planetenkonstellationen und anderer Himmelsereignisse ging also Hand in Hand mit der Vorhersage irdischer Ereignisse.
Erst im 17. Jahrhundert erfolgte eine Trennung. Danach fand die Astrologie ihren Weg in die Esoterik, wohingegen sich die Astronomie zu einer modernen Wissenschaft entwickelte und in der Folge einige Nobelpreise für Physik abgeräumte (für den indirekten und direkten Nachweis von Gravitationswellen, Neutrino-Astrophysik, die Untersuchung des Schwarzen Loches im Zentrum der Milchstraße oder die Entdeckung von Exo-Planeten).
Was sind Eckpunkte und Varianten der Astrologie?
Als Eckpunkte sind die Tierkreiszeichen zu nennen, also die Sternbilder, die sich entlang der Ekliptik, der scheinbaren Bahn der Sonne am Himmel, befinden, und die Positionen und Bewegungen der klassischen sieben Planeten Sonne bis Saturn (für Astrologen gelten auch Sonne und Mond als „Planeten“).
Ein weiterer Eckpunkt ist der Versuch, aus diesen Konstellationen Auswirkungen auf Menschen, ihre Persönlichkeitsmerkmale und Schicksale abzuleiten (man denke an das Geburtshoroskop), sowie auf die Gesellschaft als Ganzes, also z.B. im Hinblick auf Seuchen, Wirtschaftskrisen oder Kriege.
Bei den Varianten ist zum einen auf die schon vorhin genannten unterschiedlichen historischen Wurzeln zu verweisen. Die chinesische Astrologie ist mittlerweile auch bei uns populär. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Astrologie-Schulen, die sich z.B. dadurch unterscheiden, dass sie einzelne Objekte wie manche Asteroiden einbeziehen – oder auch nicht.
Wo wird Astrologie angewandt?
Die Astrologie strahlt in einige andere Gebiete aus. Zum einen ist da die Psychologie zu nennen. Viele Astrologen verstehen sich heute (auch) als Psychologen oder als Lebensberater, die Dienstleistungen im Bereich der Lebenshilfe anbieten – was nicht ungefährlich ist:
Astrologen sind üblicherweise nicht professionell in Psychologie geschult. Bei schweren psychischen Beeinträchtigungen oder Erkrankungen wie z.B. Depressionen sollte man unbedingt zu ausgebildeten Fachleuten und nicht zu einem Astrologen gehen! Es besteht sonst die Gefahr, dass sich psychische Beeinträchtigungen verschlimmern und professionelle Hilfe verschleppt wird.
Die Astrologie strahlt auch zu den Mondkalendern und (v.a. anthroposophischen) Aussaatkalendern aus, die Aussagen zu Haus- und Gartenarbeit, Körperpflege, Heimwerken etc. machen. Sie sind eher als eine Arbeitsanleitung oder Strukturgeber für die häusliche Arbeit anzusehen. Wenn sich der „Glaube an die Sterne“ nur auf das beschränkt, ist das harmlos. Wer eine solche Arbeitsanleitung brauchen kann, soll sie ruhig nutzen, auch wenn aus astronomischer Sicht nichts darauf hindeutet, dass die Erfolge z.B. bei der Gartenarbeit etwas mit dem Mond oder den Sternkonstellationen zu tun haben.
Sehr viel heikler wird es bei der Ausstrahlung der Astrologie auf die Medizin, auch Astro-Medizin genannt. Die Astro-Medizin baut auf dem sogenannten Oben-Unten-Prinzip auf. Das ist die Annahme, dass bestimmte Tierkreiszeichen besonders auf gewisse Körperregionen wirken und diese Wirkung durch das Gestirn (meist: durch den Mond) geregelt wird, das gerade durch dieses Tierkreiszeichen wandert.
Astrologische Ratgeber oder Mondkalender können, wenn sie für medizine Zwecke eingesetzt werden, gefährlich werden!
Behandlungen sollten dann in Anspruch genommen werden, wenn sie medizinisch angezeigt sind und zu einem Zeitpunkt, der in den Tag-Nacht-Rhythmus des Arztes passt. Der Stand des Mondes oder des eigenen Aszendenten darf bei solchen Entscheidungen keine Rolle spielen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt, Apotheker oder den Astrophysiker Ihres Vertrauens!
Eine weitere Spielart der Astrologie, die in den letzten Jahren populär geworden ist, ist die sogenannte Wirtschaftsastrologie. Hier wird versucht, Firmen-Manager auf Basis astrologischer Gegebenheiten zu beraten, bei der Personalauswahl auf Grundlage von Sternzeichen mitzuwirken, etc. Neben der Astro-Medizin birgt auch dieser Aspekt großes Schadenspotential, denn dabei handelt es sich um gänzlich irrationale Entscheidungsgrundlagen, die im Ergebnis nicht besser als Zufallsentscheidungen sind. Da unter Umständen der wirtschaftliche Erfolg ganzer Unternehmen sowie Arbeitsplätze daran hängen, kann riesiger Schaden entstehen. Entsprechend stellt sich auch die Frage nach der ethischen Bewertung der Wirtschaftsastrologie.
Natürlich wird auch immer wieder versucht, gesellschaftliche Ereignisse oder Naturkatastrophen vorherzusagen, z.B. Seuchen, Wirtschaftskrisen oder gar Kriege. Das gelingt Astrologen aber nur im Nachhinein, wie sich einfach überprüfen lässt. Manche von ihnen hält das aber nicht von perfiden Vorhersagen ab: Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wies etwa eine Astrologin darauf hin, dass Uranus mit einer Umlaufzeit von 84 Jahren nun in einer ähnlichen Konstellation steht als zuletzt 1938, kurz bevor der Zweite Weltkrieg losbrach. Auch solche Aussagen sind höchst problematisch, da sie Angst schüren oder zu Resignation und Gleichgültigkeit führen können.
Die Skeptische Perspektive – Wie sollte man die Astrologie einordnen?
Die Astrologie begann als Protowissenschaft, die Eigenschaften von Wissenschaft aufwies. D.h., es wurden Beobachtungen und Berechnungen zu den Gestirnen angestellt, kausal geschlussfolgert, etc.
Die moderne Astrologie enthält jedoch aus wissenschaftlicher Sicht schwere methodische Fehler:
- Im Vordergrund steht nicht die kritische Überprüfung von Hypothesen und insbesondere die Falsifikation, sondern die Suche nach Bestätigung.
- Die Aussagen sind meist vage gehalten (bei Horoskopen lässt sich der sog. Barnum-Effekt nachweisen), wodurch sich die Astrologie weitgehend einer Testbarkeit entzieht.
- Es gibt keine übergeordnete Theorie und keine Weiterentwicklung.
- Widersprüche finden sich in der Berücksichtigung bzw. Nicht-Berücksichtigung von astronomischen Gegebenheiten. Beispielsweise werden die in der Neuzeit entdeckten Planeten und Kleinplaneten Uranus, Neptun und Pluto berücksichtigt (interessanterweise ist den Astrologen früher nie aufgefallen, dass Planeten fehlen!). Die Verschiebung zwischen astronomischen Sternbildern und astrologischen Tierkreiszeichen aufgrund der Präzession sowie die Schiefe der Ekliptik oder Bahnneigungen werden hingegen ignoriert.
- Widersprüche ergeben sich auch in sehr hohen nördlichen oder südlichen Breiten, wo es passieren kann, dass zu einem gewissen Zeitpunkt die Ekliptik förmlich „am Horizont liegt“, somit kein bestimmtes Tierkreiszeichen gerade auf- oder untergeht. Einem an diesem Ort zu dieser Zeit geborenen Kind kann man also unmöglich einen konkreten Aszendenten oder Deszendenten zuordnen.
Die Astrologie ist insgesamt ein Paradebeispiel für eine Pseudowissenschaft.
Warum sind insbesondere die Tierkreiszeichen astronomisch falsch?
Das liegt an zwei Dingen. Erstens an der Präzession. Das ist eine Taumelbewegung der Erdachse in einem Zeitraum von ca. 26000 Jahren. Sie führt dazu, dass sich die Ausrichtung der Erdachse im Laufe der Zeit verändert. Astronomisch bedeutet das, dass sich im Laufe der Zeit die Lage des Polarsterns ändert, oder überhaupt ein anderer Stern besser zur Anzeige der Nordrichtung geeignet ist. Es bedeutet aber auch, dass sich im Laufe der Jahrtausende die Jahreszeit ändert, zu der die Sonne durch die einzelnen Sternbilder wandert. In der Antike, als die auch heute noch verwendeten Sternbilder und Tierkreiszeichen entwickelt wurden, waren diese beiden Kategorien deckungsgleich: Die Sonne wanderte gleichzeitig durch das gleiche Sternbild und Tierkreiszeichen. Da die Tierkreiszeichen fixe Daten im Jahreslauf haben, aber die Sternbilder sich durch die Präzession verschieben, stimmen sie nun nicht mehr überein. Heutzutage tritt die Sonne in etwa zur gleichen Zeit in ein astronomisches Sternbild ein, wenn es das gleichnamige astrologische Tierkreiszeichen gerade verlässt. Hinzu kommt, dass die Sonnenbahn durch ein dreizehntes Sternbild, den Schlangenträger, verläuft.
Astrologie ist Pseudowissenschaft
Und zwar aus zwei Hauptgründen:
- Sie ist empirisch widerlegt – und zwar vielfach! Es gab groß angelegte Untersuchungen an Ehepaaren, ob es eine Häufung bei bestimmten Kombinationen von Tierkreiszeichen gibt, was man astrologisch eigentlich erwarten würde. Dies erbrachte ein negatives Ergebnis. Auch wurden Studien mit sogenannten "Zeitzwillingen" angestellt, also Menschen, die wie echte Zwillinge annähernd am gleichen Ort und zur gleichen Zeit geboren wurden, ansonsten aber nichts miteinander zu tun hatten. Es wurde keine größere Ähnlichkeit zwischen Zeitzwillingen und zufälligen anderen Personen gefunden. Zuletzt wurde im Skeptiker eine Studie zu Tierkreiszeichen von Flugzeugpiloten publiziert, die der Frage nachging, ob gewisse Sternzeichen überhäufig die Pilotenauswahl bestehen, da sie aufgrund ihres Geburtszeitpunkts gerade geeignete Persönlichkeitsmerkmale mitbringen. Ergebnis: Fehlanzeige! Das entscheidende: Diese Falsifikationen führen jedoch nicht zu einer Weiterentwicklung der Astrologie, sondern werden schlicht ignoriert. Dass es anders geht, zeigt die Wissenschaft: In der Physik wurde die Äthertheorie z.B. durch das Michelson-Morley-Experiment widerlegt, was der speziellen Relativitätstheorie den Weg ebnete. Solche Entwicklungen sucht man in der Astrologie vergeblich. Letztlich gibt es keine einzige Aussage der Astrologie, die sich in empirischen Untersuchungen reproduzierbar bestätigt hätte und Bestand hat!
- Es fehlt ein plausibles, theoretisches Fundament, das erklären könnte, wie und warum die Sterne auf unsere Persönlichkeit und Schicksal einwirken könnten.
GWUP-Links zur Astrologie
Mehr zur Astrologie gibt es auf dem GWUP-Blog: https://blog.gwup.net/?s=astrologie