GWUP-Regionalgruppe Pfalz-Nordbaden im „Turm der Sinne“
Die GWUP-Regionalgruppe Pfalz-Nordbaden unternahm am 17.11.2012 eine Exkursion nach Nürnberg. Hauptziel war der „Turm der Sinne“, dessen Leiter, Rainer Rosenzweig, uns schon durch einen Vortrag in der VHS Landau bekannt war.
Vorher machten wir noch einen interessanten Ausflug in die Nürnberger Unterwelt, die „historischen Felsengänge“. Hierbei handelt es sich um ein weitverzweigtes System von unterirdischen Gängen und Hallen unter dem Burgberg, die über die Jahrhunderte als Keller, Produktionsanlagen und letztlich auch als Luftschutzbunker gedient haben.
Im Turm der Sinne waren wir dann zu einer Exklusiv-Führung nach der offiziellen Öffnungszeit verabredet, und nachdem die letzte Besuchergruppe um 17 Uhr begeistert das Museum verlassen hatte, hatten wir das Museum und die Rosenzweigs für uns alleine.
Fünf Stockwerke, klein aber fein, für alle Sinne! Hier eine kleine, nicht repräsentative Auswahl:
Am Anfang gleich eine ganze Etage für das berühmte „schiefe Zimmer“, in dem die Besucher je nach Standort wachsen oder wieder schrumpfen, natürlich nur in der Wahrnehmung des Beobachters.
Dann geht es Stockwerk für Stockwerk weiter, z.B. mit einer harmlosen Straßenansicht, die in Bewegung gerät, wenn der Betrachter nur leicht seinen Standort ändert.
Oder mit einer „unendlichen“ Tonleiter: auf kreisförmig angeordneten Tasten kann man in Halbtonschritten eine Oktave durchlaufen, aber nach einem Umlauf landet man – trotz eindeutig ansteigender Tonfolge – wieder beim Ausgangston, man fühlt sich wie auf einer akustischen Version von M. C. Eschers Wasserfall.
Ein auffälliges Ausstellungsstück ist auch der „Homunculus“, dessen Proportionen der Nervendichte bzw. Empfindlichkeit des Tastsinns der jeweiligen Körperregionen angepasst sind. Ein apartes Kerlchen!
Hervorzuheben ist, dass nicht nur das Staunen über verblüffende Wahrnehmungseffekte im Vordergrund steht, sondern dass viel erklärendes Material geboten wird darüber, wie Wahrnehmung funktioniert: Sinnes eindrücke werden nicht unmittelbar erfasst, sondern anhand von Erfahrungen, Erwartungen und vorgegebenen Verarbeitungsmustern interpretiert und dann so erlebt.
Was auch deutlich gemacht wird: sogar wenn einem anhand der Erläuterung klar ist, wie im Einzelfall die Wahrnehmung interpretiert wird, ist es manchmal fast unmöglich, sich von seinem subjektiven Eindruck frei zu machen. Unterschiedlich schwere Gewichte scheinen aneinander zu kleben bzw. sich magnetisch anzuziehen, obwohl klar ist, dass dieser Effekt ausschließlich auf stark unterschiedlicher Dichte der Gewichte und somit rein auf der Schwerkraft beruht.
Fazit: Mit einer Fülle erstaunlicher Exponate samt fundierten Erklärungen zu vielfältigen Aspekten der menschlichen Sinneswahrnehmung wird hier auf kleinem Raum ein guter Querschnitt durch das Thema aufbereitet und angenehm und informativ präsentiert.
Ein Besuch kann jedem empfohlen werden!
Bericht: H.F. Kammerer