Thema
Autokratische versus naturwissenschaftliche Konzepte über Erkenntnis und Wissenschaft
Ergebnisse einer repräsentativen Studie in Deutschland
Wertet eine Person in Sachfragen die eigene Beobachtung und Erfahrung höher als die Ergebnisse anerkannter wissenschaftlicher Forschung, kann man auch von einem autokratischen Zugang zur Erkenntnis sprechen. Den Gegenpol dazu bildet der naturwissenschaftliche Zugang, der subjektive Urteile durch kontrollierte Beobachtung und explizite Analyse auf Grundlage von wissenschaftlicher Arbeit ersetzt. Die Autoren dieses Beitrags erfassten in einer repräsentativen Studie die Verbreitung der Facetten autokratischer und naturwissenschaftlicher Konzepte über Wissenschaft und Erkenntnis. Das Weiteren prüften sie, wie die Zustimmung zu diesen Konzepten mit anderen Variablen, etwa Bildung und politischer Orientierung, zusammenhängen.
Tilmann Betsch, Lennard Pfersich, Niclas Tannert, Seite 100
Klimaforschung
Zwischen fachlicher Beschränkung und politischer Herausforderung
In der wissenschaftlichen Forschung wie auch in politischen Debatten spielt der menschengemachte Klimawandel eine gleichermaßen dominierende Rolle. Anlässlich von Hitzewellen, Dürren und Unwettern kommt es zu engagierten Diskussionen über die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes und zur Eindämmung der Folgen. Nicht selten ist in der Debatte über die besten Handlungsoptionen eine problematische Vermengung von Wissenschaft und Politik zu beobachten, etwa wenn Akteure Forschungsergebnisse heranziehen, um eigene wertebasierte Programme zu rechtfertigen – einige Wissenschaftsphilosophen sprechen hier auch von einer postnormalen Lage. Der folgende Beitrag beschreibt den aktuellen Forschungsstand und plädiert für eine Besinnung der beiden sozialen Akteure, Wissenschaft und Politik, auf ihre gesellschaftlichen Rollen – mit der Wissenschaft, die kalt beste Erklärungen für komplexe Vorgänge erarbeitet, und der Politik, die Lösungen unter Berücksichtigung divergenter Interessen ermöglicht.
Hans von Storch, Seite 107
Forum
Wissenschaft vs. Aktivismus
Der Beitrag „Klimaforschung zwischen fachlicher Beschränkung und politischer Herausforderung“ von Hans von Storch (S. 107 – 114 in diesem Heft) spricht eine Reihe von Themen an, die für die Wissenschaft im Allgemeinen und für die Arbeit der GWUP im Speziellen hohe Relevanz haben. In diesem Beitrag erörtert der GWUP-Vorsitzende Amardeo Sarma seine Auffassung vom Verhältnis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischem Handeln.
Amardeo Sarma, Seite 115
Berichte
Das Holcomb Energy System
Eine zweifelhafte Energiequelle näher betrachtet
Norbert Aust, Seite 117
Plagiate: Geistiger Diebstahl
In Deutschland werden jährlich 30 000 Personen promoviert, rund 3000 könnten plagiiert haben. Der Journalist und Jurist Jochen Zenthöfer
hat ein Buch über den Wissenschaftsbetrug und die kooperative Plattform VroniPlag Wiki geschrieben. Ein Interview.
Bärbel Schwertfeger, Seite 120
Der Lobby-Club EUROCAM
Ein Wolf im Schafspelz
Derk P. Kooi, Seite 124
Kolumne
Onkel Michael regt sich auf
Michael Scholz, Seite 127
Magazin
Als die GWUP noch ASUPO hieß
Vor 35 Jahren, im Oktober 1987, wurde in Bonn die GWUP gegründet. Wie kam es dazu? Und was war die Motivation der ersten Aktiven? Darüber sprachen wir mit den Gründungsmitgliedern Amardeo Sarma, Martin Mahner, Manfred Körkel und Carl Heinz Roß.
Bernd Harder, Seite 128
Wissenschaft und Aberglaube
Ein Kampf zwischen David und Goliath
Maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung einer Skeptiker-Szene in Deutschland und letztendlich auf die Gründung der GWUP hatte ein Aufsatz des amerikanischen Physikers, Informatikers und Kognitionswissenschaftlers Douglas Richard Hofstadter, der im April 1982 in Spektrum der Wissenschaft veröffentlicht wurde. Zwei Monate zuvor war der Artikel im Scientific American erschienen. Mit freundlicher Genehmigung von Douglas R. Hofstadter und Spektrum der Wissenschaft dokumentieren wir einige Auszüge daraus.
Conspirituality
Als Nachfolgeprojekt zu ihrem Bestseller „Fake Facts: Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen“ haben die Sozialpsychologin Pia Lamberty und die Politikwissenschaftlerin Katharina Nocun ein kritisches Buch über Esoterik geschrieben. Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder sprach mit Nocun über die Gemeinsamkeiten von esoterischen Überzeugungen und dem Glauben an Verschwörungstheorien.
Bernd Harder, Seite 134
Buchkritik
Vince Ebert: Lichtblick statt Blackout - Amardeo Sarma, Seite 136
Ernst Peter Fischer: Wider den Unverstand - Holger von Rybinski, Seite 137
Tomasz Witkowski: Fads, Fakes, and Frauds - Rouven Schäfer, Seite 139
Leserforum
Was leistet die Psychoanalyse?
Seite 140