Das Plocher-System soll im Haushalt und in der Landwirtschaft Wunder bewirken. Was steckt dahinter?
Holm Hümmler
Bei den Produkten des Plocher-Systems handelt es sich um verschiedene Materialien, denen mittels einer geheimnisvollen Apparatur Informationen aufgeprägt worden sein sollen. Werden diese Materialien dann mit Boden, Wasser oder Lebensmitteln in Kontakt gebracht, setzen sie dort angeblich biologische Prozesse in Gang, die sich positiv auswirken sollen. Die Wirkungsweise wird von Herstellern und Händlern zum Teil mit Katalysatoren, mit Homöopathie oder mit der esoterischen „Orgonstrahlung“ verglichen. Das Trägermaterial soll dabei unerheblich sein; zumeist handelt es sich um Quarzmehl oder Kalk. Verkauft wird das gelehrige Pulver unter dem Namen „Penac“ (Plocher energy accumulator).
Bemerkenswert am Plocher-System ist vor allem die Geschäftstüchtigkeit der Hersteller. Der Internetauftritt der Plocher GmbH in Meersburg (www.plocher.de) zeigt ein Vertriebsnetz, das sich über 30 Länder erstreckt und allein 11 Vertreter in Deutschland und 28 in der Schweiz umfasst. Das Produktspektrum reicht vom Güllezusatz für die Landwirtschaft bis zum Gesichtswasser. Ein besonderes Highlight ist dabei der Penac-Kat, der von außen an eine Wasserleitung geklemmt wird. Die auf das Material aufgebrachte Information soll sich durch das Rohr hindurch auf das Wasser übertragen und Kalkablagerungen verhindern – zum Preis von DM 780,–. Der Bodenzusatz für besseres Pflanzenwachstum (zwei Kilogramm Kalk) kostet DM 117,–: ein Preis, der die Augen jedes Baustoffhändlers zum Strahlen bringen dürfte. Dafür wird – wenn schon nicht die Information – doch wenigstens der Kalk das Pflanzenwachstum mit Sicherheit anregen.
Wie die angebliche Information auf das Material übertragen wird, bleibt das Geheimnis von Firmengründer Roland Plocher und somit jeder wissenschaftlichen Überprüfung verschlossen. Eine acht Meter hohe Apparatur soll ein Energiefeld aus Schwingungen erzeugen, das laut Plocher-Verkäufer Adrian Nufer „weder magnetische, elektrische, thermische noch radioaktive Komponenten“ enthalten soll. Dieses Feld soll die Informationen von einem Material – zum Beispiel Sauerstoff – auf ein anderes (die zu verkaufende Trägersubstanz) übertragen. Nach 15 Minuten unter der Apparatur ist aus 200 Gramm gewöhnlichem Kalk ein Tierfutterzusatz zum Preis von DM 25,– geworden.
In der Auseinandersetzung mit Kritikern bedienen sich die Penac-Hersteller der klassischen Argumente der Esoterikszene: Dass eine Wirkung des Plocher-Pulvers (über die chemische Wirkung der Trägersubstanz hinaus) wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist, wird von einem Argument gegen Penac in einen Vorwurf an die Wissenschaft verkehrt. Stattdessen verweist man auf „erfolgreichen“ Einsatz in der Praxis, bei dem üblicherweise eine Gegenprobe fehlt. So ist es den Penac-Herstellern gelungen, die Betreiber des Vogelparks in Walsrode für das Pulver zu begeistern. Selbst in einem Badeort in Algerien wird Penac zur Behandlung des Abwassers eingesetzt. Eine wissenschaftliche Überprüfung der Ergebnisse ist allerdings auch dort nicht möglich, da Plocher gleichzeitig mit dem Kalkpulver eine primitive biologische Kläranlage geliefert hat.
Darüber hinaus verweist die Plocher GmbH auf „beeindruckende Ergebnisse“ aus wissenschaftlichen Studien und Diplomarbeiten, gibt aber zu dieser Behauptung keine Quellen an. Eine Internet-Recherche führte zu keiner dieser Quellen, aber zu fünf Untersuchungen von landwirtschaftlichen Forschungsinstituten, die Penac in ihren Tests eingesetzt hatten. Eine Wirkung wurde in keinem Fall nachgewiesen.
Der Beitrag erschien erstmals in: Skeptiker 1/2001.