Die Astrologie (griech. astron, Stern; logos, Lehre) geht davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen der Bewegung bestimmter Himmelskörper und Geschehnissen auf der Erde erkennbar ist. Insbesondere das Schicksal und der Charakter von Menschen sollen aus dem Stand der Sterne zu seiner Geburt ermittelbar sein. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich die Astronomie mit der wissenschaftlichen Erforschung des Universums.
Die bekannteste Erscheinung der Astrologie sind die täglichen bzw. wöchentlichen Horoskope in Zeitungen und Zeitschriften sowie in Funk und Fernsehen. Die dort unter den jeweiligen Sternzeichen veröffentlichten Texte, die in der Regel sehr allgemein und vieldeutig formuliert sind, gelten nach Meinung von Astrologen als „Trivial- oder Vulgärastrologie“ und dienen lediglich Unterhaltungszwecken. Gleiches gilt auch für Astrologiebücher, die alle unter einem Sternzeichen Geborenen zu beschreiben behaupten, oder für allgemeine astrologische Almanache.
In der astrologischen Praxis geht es nicht um Tageshoroskope in Zeitungen – aber welche Aussagen Astrologen nach eigenen Angaben durch Analyse der Gestirnsstände treffen können, hängt nicht zuletzt vom einzelnen Astrologen ab, mindestens aber von der astrologischen Schule, der er angehört. Heutzutage findet sich eine große Zahl unterschiedlicher astrologischer Schulen, die sich sowohl in den zur Deutung zu verwendenden Objekten als auch in den der astrologischen Deutung zugänglichen Geschehnissen stark unterscheiden. Während die meisten Astrologen die Astrologie auf den Menschen beschränken, versuchen sich andere an der Analyse und Prognose von „allgemeinen Themen“ (Mundanastrologie) oder versuchen mittels astrologischer Analyse des „Geburtsdatums eines Unternehmens“ dessen Aktienkurse vorauszusehen. In der Praxis findet man kaum ein Thema, das nicht von einzelnen Astrologen durch entsprechende Analysen behandelt wird: von Fußballmeisterschaften bis zum Goldpreis, von Bundestagswahlen über Erdbeben und Vulkanausbrüche bis zum Wetter oder der Entwicklung von Aktienindizes und Währungen.
Beim Deuten der Konstellationen spielt der die „Sternzeichen“ definierende Tierkreis eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um eine Abbildung der Ekliptik (scheinbare jährliche Sonnenbahn). Diese ist die in zwölf gleich große Teile gegliedert, denen jeweils der Name eines Tierkreiszeichens (auch Sternzeichen genannt) zugeordnet wird. Beginnend mit der Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr lauten diese: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Diese Tierkreiszeichen haben mit den am Himmel sichtbaren astronomischen Sternbildern nur die Namen und die Reihenfolge auf der Ekliptik gemeinsam. Schon die unterschiedliche „Größe“ der am Himmel sichtbaren Sternbilder zeigt, dass die astrologischen Tierkreiszeichen keine exakten astronomischen Entsprechungen haben bzw. hatten. Ging vor über 2000 Jahren die Sonne zur Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr noch im „richtigen“ Sternbild auf, so hat sich dies durch die Präzession der Erdachse inzwischen deutlich verändert: steht astrologisch die Sonne im Tierkreiszeichen Widder, so steht sie tatsächlich vor dem astronomischen Sternbild Fische. Die Tierkreiszeichen erweisen sich daher lediglich als eine Art Kalender –ohne jede astronomische Entsprechung.
Grundlage astrologischer Deutungen ist das Horoskop. Darunter versteht man ein Diagramm, das die Stellung ausgewählter Himmelskörper für einen bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort (beim Geburtshoroskop Geburtszeit und -ort des Menschen) darstellt. Die Auswahl der betrachteten Himmelskörper ist dabei von Schule zu Schule unterschiedlich. Während die „klassische Astrologie“ neben Sonne und Mond nur die mit dem bloßen Auge sichtbaren Planeten berücksichtigt, beziehen andere zusätzlich die später entdeckten Planeten (Uranus, Neptun und Pluto) sowie einzelne Asteroiden (z.B. Chiron, Nessus), Planetoiden oder errechnete Punkte (als „Lilith“ oder „schwarzer Mond“ wird der erdfernste Punkt oder der „leere Brennpunkt“ der Umlaufbahn des Mondes um die Erde bezeichnet) oder auch Fixsterne in ihre Deutungen mit ein. Die „Hamburger Schule“ postuliert zusätzlich noch acht so genannte Transneptuner (z.B. Admetos, Vulkanus, etc. – diese „Planeten“ existieren in der astronomischen Realität nicht und besitzen von ihren Entdeckern willkürlich bestimmte „Umlaufbahnen“) und benutzte weiterhin aus verschiedenen Planetenbahnen (auch der Transneptuner!) errechnete „Halbsummen“ für ihre Deutungen.
Für die Deutung werden außerdem die so genannten Häuser oder Felder verwendet. Diese bilden eine weitere Zwölfteilung des Tierkreises im Horoskop, die sich je nach verwendetem Häusersystem (es gibt mehr als ein Dutzend verschiedene) unterscheidet und sich – bei einem Geburtshoroskop – nach der exakten Geburtszeit richtet. Ferner sind die so genannten Aspekte von Bedeutung, welche die Winkel zwischen den betrachteten Objekten abbilden. Je nach astrologischer Schule gibt es große Unterschiede in Art und Anzahl der verwendeten Aspekte sowie in der „Orbis“ genannten „erlaubten Abweichung“ einer Winkelbeziehung. Wichtige Aspekte sind die Konjunktion (zwei Objekte stehen nahe beieinander; Winkel ca. 0°), die Opposition (zwei Objekte stehen sich „gegenüber“; Winkel ca. 180°), das Trigon (Winkel ca. 120°) und das Quadrat (Winkel ca. 90°) – aber in der Praxis finden sich auch Quintil (ca. 72°), Sextil (ca. 60°), Septil (ca. 51,4°), Halbquadrat (ca. 45°), Quincunx (ca. 150°), Biseptil (ca. 103°) und viele weitere mehr.
Unabhängig von der Methode erweisen sich bisher alle astrologischen Schulen in methodisch sauber durchgeführten Tests als wertlos. Astrologen versagen bei Voraussagen ebenso wie bei Charakterdeutungen. So konnten Astrologen zentrale Charaktermerkmale von Testpersonen wie extreme Extroversion und extreme Introversion im Horoskop nicht unterscheiden.
Dass dennoch viele Kunden ihr Horoskop subjektiv als zutreffend betrachten, lässt sich durch psychologische Mechanismen erklären. So neigen Menschen dazu, sich in einer Persönlichkeitsbeschreibung wiederzufinden, die ausschließlich aus Allgemeinplätzen besteht (Barnum-Effekt). Da Horoskope sehr relativierend formuliert sind, spielt auch die Bestätigungstendenz (confirmation bias) eine Rolle: der Kunde merkt sich nur die seiner Meinung nach zutreffenden Aussagen und vergisst Nichtzutreffendes. Tatsächlich erkennen sich in wissenschaftliche Untersuchungen ca. 90% der Testpersonen in einem beliebigen Geburtshoroskop wieder (selbst dem eines Massenmörders). Gibt man den Testpersonen zum eigenen Horoskop noch ein zweites, dann können sie ihr eigenes Horoskop nicht von dem der anderen Person unterscheiden.
Inge Hüsgen, Michael Kunkel
Literatur:
- Culver, R. B.; Ianna, P. A. (1988): Astrology: True or False? Prometheus, Amherst.
- Hamel, Jürgen (1990): Astrologie - Tochter der Astronomie? Moewig-Pabel, Rastatt.
- Hergovich, A. (2005): Die Psychologie der Astrologie. Hans Huber, Bern.
- Martens, R.; Trachet, T. (1996): Making Sense of Astrology. Prometheus, Amherst.
- Much, T. (2007): Aberglaube und Astrologie. Was taugen Horoskope? Edition VaBene, Klosterneuburg.
- Niehenke, P. (1994): Astrologie. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart.
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- Stichwort "Wahrsager"
- Was wird aus den jährlichen Prognosen? Die Prognosenschauen der Jahre 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009 und 2010
- Ponocny, I.; Ponocny-Seliger, E. (2009): Akte Astrologie Österreich. Vom Schicksal, den Sternen und der Bevölkerungsstatistik. In: Skeptiker 4/09, S. 176-185.
Stand: 12.11.2011