Wissenschaftler und Skeptiker aus aller Welt sind tief besorgt über die wachsende Toleranz, Akzeptanz und sogar Förderung von pseudowissenschaftlichen und okkulten Ideen und Praktiken an wissenschaftlichen, akademischen und bildungsrelevanten Institutionen. Schüler und Studierende laufen Gefahr, mit unbelegten Behauptungen von Ideologen statt mit der verlässlichen Erkenntnis der Wissenschaft aufzuwachsen. Wissenschaftler und Akademiker beziehen zu selten Stellung, selbst wenn wissenschaftliche Prinzipien und Kriterien eklatant verletzt werden. Sie zögern, solche Missstände öffentlich zu machen und als wissenschaftliches Fehlverhalten zu verfolgen.
Aus Anlass der 6. Welt-Skeptiker-Konferenz in Berlin rufen CSI, ECSO und GWUP dazu auf, zu den Standards guter wissenschaftlicher Praxis zurückzukehren. Sie appellieren an Wissenschaftler und Akademiker weltweit, ihre Stimme zu erheben, wenn sich Pseudowissenschaften innerhalb von Institutionen zu etablieren drohen. Öffentlich geförderte Institutionen dürfen Steuergelder nicht dazu missbrauchen, Pseudowissenschaften oder Ideologien zu fördern.
Wir fordern Verantwortliche dazu auf:
- Sicherzustellen, dass Universitäten, medizinische Einrichtungen und Hochschulen den aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnis lehren. Sie müssen der Versuchung widerstehen, dass unbelegte Behauptungen Eingang in Bildungsangebote finden; sie müssen es als ihre Pflicht begreifen, zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft im wissenschaftlichen Gewand zu unterscheiden. Gleichzeitig müssen sie lehren, wie sich pseudowissenschaftliche Behauptungen und Methoden als solche identifizieren lassen.
- Sich dafür einzusetzen, dass wissenschaftliche Standards und evidenzbasierte Medizin die Grundlagen in Diagnostik und Therapie bilden, existierende Ausnahmen für bestimmte Therapieformen abzuschaffen und Versuchen verschiedener Lobbygruppen entgegenzutreten, Ausnahmen für erwirken. Der Nutzen für die Patienten muss den Vorrang vor einem falsch verstandenen Pluralismus in der Medizin. Der Einfluss von Gruppen mit kommerziellem Interesse an pseudowissenschaftlichen Methoden muss zurückgedrängt werden.
- Sicherzustellen, dass Schulen ihr Angebot auf Wissenschaft basieren und jeden Versuch, den Inhalt des Bildungsangebots nach ideologischen, politischen oder religiösen Kriterien zu beeinflussen, ablehnen. Im Besonderen sollte jede Verwässerung bei der Lehre von Evolution oder gesicherter historischer Tatsachen vermieden werden.
Skeptische Organisationen aus aller Welt setzen sich zum Ziel, sich stärker der Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis innerhalb der akademischen Institutionen zu widmen und das Lehren wissenschaftlicher Denkweisen und Erkenntnisse in Schulen zu fördern, um so Wissenschaft und kritisches Denken in der Öffentlichkeit zu verbreiten und Verbraucher vor pseudowissenschaftlichen Therapieformen zu schützen.
Amardeo Sarma